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50 JAHRE SAP 14 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 76 Freitag 1 April 2022 Klaus Tschiras große Leidenschaft waren immer die Naturwissenschaften Nach dem Abitur hatte er unter anderem Physik studiert – danach verschlug es ihn erst zu IBM und 1972 schließlich zur SAP Seine Liebe zu Physik Biologie Mathe Chemie und Informatik musste hintenanstehen doch vergessen hatte er sie nie Um sie auszuleben und mit seinem bis dahin aufgebauten Vermögen Sinnvolles zu tun gründete er 1995 die Klaus-Tschira-Stiftung KTS „Während meiner SAP-Zeit habe ich immer bedauert dass ich wenig Zeit hatte meinen naturwissenschaftlichen Interessen nachzugehen“ erklärte Tschira seinEngagementeinmal „DieStiftungbot mir die Möglichkeit das mir Angenehme mit etwas Nützlichem zu verbinden “ Dazu brachte er über die Hälfte seines privaten Vermögens in die Einrichtung ein und machte sie damit zu einer der größten Stiftungen Europas Denn aus Geld habe er sich ohnehin nie viel gemacht wie er betonte „Mehr als die Wurst doppelt aufs Brot legen kann man nicht “ Statt sein Vermögen also für Wurst auszugeben investierte er es in Köpfe – beziehungsweise in Bauten Programme und Einrichtungen die kluge Köpfe für die Naturwissenschaften begeistern oder ihnen beim Denken helfen sollen Von der Gründung der Stiftung 1995 bis zu seinem Tod 2015 tat Tschira das als Leiter der Stiftung selbst mit viel Freude und Einsatz – und oft mit einem Augenzwinkern So errichtete die KTS etwa bis 2011 das „Haus der Astronomie“ auf dem Königstuhl In direkter Nachbarschaft zu den Spitzenforschern des Max-Planck-Institutes soll es die Sternkunde für alle erlebbar machen Dabei sieht das Gebäude selbst schon aus wie eine Spiralgalaxie – die Idee dazu stammte von Tschira selbst Einige Hundert Meter weiter verfuhren Stiftung und Gründer nach einem ähnlichen Prinzip Das Advanced Training Center – ein achtstöckiger runder Bau – am Europäischen Molekularbiologielabor EMBL ist einer DNA-Doppelhelix nachempfunden Architektonisch etwas weniger spektakulär aber für Forschung und Lehre nicht minder bedeutend sind das Mathematikon das die Stiftung im Neuenheimer Feld in Heidelberg errichtete und vor allem das Audimax-Gebäude das derzeit auf dem Campus entsteht Beides moderne Bauten die die KTS dem Land für die Universität Heidelberg überlässt Gebäude für die Forschung und ihre Vermittlung sind die sichtbarsten Zeichen des KTS-Engagements Doch sie bilden nur einen kleinen Teil davon Im Mittelpunkt stehen eigentlich Bildungsprojekte die schon bei Kindern Begeisterung für die Naturwissenschaften entfachen sollen die Unterstützung besonderer Forschungsvorhaben sowie die Wissenschaftskommunikation die helfen soll komplexe Ergebnisse auch für Laien verständlich zu machen Alleine im Jahr 2020 investierte die Stiftung 46 2 Millionen Euro in Dutzende Einzelprojekte in diesen drei Bereichen Sie ist bundesweit mit ihren Programmen in Kindertagesstätten Schulen und Hochschulen präsent Ein Großteil des Engagements läuft außerdem über eigene Veranstaltungen und Institute So lädt die Tschira-Stiftung etwa seit 2006 Kinder und Jugendliche zu „Explore Science den naturwissenschaftlichen Erlebnistagen“ in Mannheim ein Seit 2018 finden sie zusätzlich in Bremen und in diesem Jahr zum ersten Mal auch auf der Insel Mainau statt Schon weit über eine halbe Million Schülerinnen und Schüler konnten sich an den interaktiven Stationen austoben Forscherinnen und Forschern lauschen und so vielleicht ebenfalls ihre Liebe zu Physik Chemie oder Biologie entdecken Den einen oder anderen könnte es dann – einige Jahre später – an das Heidelberger Institut für Theoretische Studien Hits verschlagen Das Institut 2010 von Tschira und der KTS gegründet betreibt Grundlagenforschung in Mathematik Informatik und den Naturwissenschaften – und nutzt dafür große Datenmengen Die Forschungsfelder reichen von der Molekularbiologie bis zur Astrophysik Und weil gerade in der Grundlagenforschung nicht immer für jeden verständlich ist was dort eigentlich gemacht wird hat die KTS 2016 das Science MediaCenterGermany SMC mitSitzinKöln mitgegründet Das Zentrum berät Journalistinnen und Journalisten in ihrer Berichterstattung zu wissenschaftlichen Themen und hat sich in den letzten Jahren – auch wegen der Coronapandemie – zu einer der meistzitierten Institutionen im Wissenschaftsjournalismus entwickelt Ganz besonderen Spaß hatte Klaus Tschira selbst immer am „Heidelberg Laureate Forum“ bei dem seit 2013 jährlich die klügsten Köpfe aus der Mathematik und der Informatik in Heidelberg auf vielversprechende junge Talente treffen So wie es die Nobelpreisträgertagung in Lindau – die Tschira und die KTS ebenfalls seit vielen Jahren unterstützen – bei anderen Disziplinen tut soll das Forum Wissenschaftler vernetzen und in den Austausch bringen – aber auch die Öffentlichkeit an ihrer Forschung und Expertise teilhaben lassen Ein Projekt ganz nach Tschiras Geschmack Immerhin zweimal konnte er selbst begeistert dabei sein wenn die Genies in Heidelberg Einzug hielten bevor er 2015 überraschend verstarb Voller Einsatz für die Naturwissenschaften Mit seiner Stiftung lebte Klaus Tschira seine Begeisterung für Mathematik Informatik Physik Chemie und Biologie aus und hilft so Schülern und Forschern auf der ganzen Welt Von Denis Schnur ZweiHerzensprojektevonKlausTschira Beim „Heidelberg Laureate Forum“ treffen jährlich die besten Mathematiker und Informatiker der Welt auf talentierte Nachwuchsforscher oben Das „Haus der Astronomie“ soll die Wissenschaft der Sterne auch für Laien verständlich vermitteln – etwa mit dem hauseigenen Planetarium Fotos HLF Muell ANZEIGE