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50 JAHRE SAP 25 Nr 76 Rhein-Neckar-Zeitung Freitag 1 April 2022 Eer selbst flüchtete als Jugendlicher vor dem Krieg aus Afghanistan Heute ist Cawa Younosi Personalchef bei SAP in Deutschland – und kämpft leidenschaftlich für Chancengleichheit > Herr Younosi wie muss denn der perfekte SAP-Mitarbeiter sein? Wir haben nicht den Anspruch hier perfekte Menschen zu beschäftigen Wer bei SAP arbeitet sollte Spaß an der Arbeit haben und Leidenschaft für das Thema mitbringen Ansonsten ist unser Motto „Bring everything you are become everything you want “ Unsere Mitarbeiter sollen sich verwirklichen können – so wie sie sind und unabhängig davon woher sie kommen oder wie sie aussehen Das ist unser Anspruch > Weshalb ist Diversity also die Vielfalt ein so wichtiges Thema für SAP? Wir wollen dass bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Ende tatsächlich die Leistung entscheidet Deshalb müssen wir für alle die bei SAP anfangen die gleichen Ausgangspositionen schaffen Dafür ist es wichtig dass wir versuchen bei allen Mitarbeitenden die jeweiligen strukturellen Nachteile zu identifizieren zu verstehen und zu beseitigen Für uns aber auch für mich persönlich ist das etwas Selbstverständliches – ein Gebot der Fairness > Es gibt allerdings auch Menschen die es als ungerecht empfinden wenn vermehrt Frauen eingestellt werden oder etwa Menschen mit Autismus vermeintliche Vorteile erhalten Wir haben keine Richtlinie die besagt dass wir bestimmte Menschen bei gleicher Eignung bevorzugen Uns geht es darum dass alle die gleiche Ausgangssituation haben Bleiben wir bei dem Beispiel der Menschen aus dem autistischen Spektrum Auch bei ihnen machen wir nicht mehr Kompromisse als bei anderen Mitarbeitern Aber wir stellen uns auf diese Menschen ein Wir haben ein anderes Bewerbungsverfahren ein anderes Interviewverfahren – sodass sie sich völlig darauf konzentrieren können sich uns so vorzustellen wie sie tatsächlich sind Wenn man versucht Chancengleichheit herzustellen kann es doch am Ende nur Gewinner geben – also auch keinen Grund dafür dass sich irgendjemand diskriminiert fühlt > Frauen werden auch nicht bevorzugt eingestellt? Wie wollen Sie es dann schaffen dass bis 2030 die Hälfte der Beschäftigten und die Hälfte der Führungskräfte bei SAP weiblich ist? Auch hier haben wir keine Bevorzugungsregel Es ist richtig dass wir den Frauenanteil bei SAP von derzeit rund 30 Prozent bis 2030 auf 50 Prozent erhöhen wollen Das geschieht aber nicht dadurch dass wir Frauen bevorzugen nur weil sie Frauen sind Stattdessen versuchen wir durch verschiedene Maßnahmen für Frauen attraktiver zu werden > Was sind das für Maßnahmen? Quereinstiegsprogramme zum Beispiel mit denen Menschen eine Chance bekommen die vorher nicht in der Softwarebranche unterwegs waren Oder durch unser Bewerbungsverfahren Gerade stellen wir unser Bewerbungsverfahren im Rahmen der Initiative „Vacant“ zum Beispiel auf den Kopf Nicht die Interessenten bewerben sich bei uns sondern die Führungskräfte bewerben sich bei den Interessenten Und erst wenn diese jemanden für einen guten Chef oder für eine gute Chefin halten bewerben sie sich auf die Stelle Vorher kann man sich die Arbeit sparen > Warum drehen Sie das um? Das hat unter anderem etwas mit dem Fachkräftemangel zu tun aber nicht nur Die Talente sollen sich nicht blind auf eine Stelle bewerben und später merken dass sie mit der Führungskraft nicht zusammenarbeiten können Damit verlieren beide Seiten nur unnötig Zeit > Wie groß ist denn das Problem des Fachkräftemangels für die SAP? An manchen Stellen müssen auch wir um Bewerberinnen und Bewerber kämpfen In bestimmten IT-Bereichen ist das Interesse allein im Jahr zwischen 2020 und 2021 um fast 90 Prozent zurückgegangen Da ist der Markt komplett leer Das hat damit zu tun dass heute alle irgendwie auch IT-Unternehmen sein wollen – Industriekonzerne Handwerker einfach alle Mit der Digitalisierung hat die Nachfrage nach solchen Kräften massiv zugenommen Dennoch ändert sich für uns aus SAP-Perspektive nicht viel Wir haben auch im vergangenen Jahr allein in Deutschland mehr als 100 000 Bewerbungen erhalten Wir konnten trotzdem 1500 neue Stellen schaffen und damit auch in Deutschland wieder wachsen > Manche halten es für schwierig mit dem Sitz in Walldorf IT-Kräfte zu kriegen Ist Walldorf ein Standortnachteil? Auf gar keinen Fall Das zeigt schon die Anzahl der Bewerbungen Wir sind ja in Deutschland nicht nur in Walldorf vertreten sondern in allen großen Städten Und wir investieren dort Abgesehen davon ist oder war noch nie jemand gezwungen nach Walldorf zu ziehen – schon wegen der Möglichkeit mobil zu arbeiten Als wir vor etwa sieben Jahren über unsere Standortstrategie nachgedacht haben sind wir noch davon ausgegangen dass wenige Talente nach Walldorf oder St Leon-Rot kommen wollen Deswegen haben wir vor allem an anderen Standorten investiert Aber wir wurden positiv überrascht Viele haben doch den Umzug auf sich genommen und plötzlich haben wir hier Engpässe bekommen und mussten neue Gebäude bauen Nun mit der Corona-Pandemie und der Zunahme des mobilen Arbeitens müssen wir ohnehin gucken was die Zukunft bringt > Was erwarten Sie Werden bei SAP Büros massenhaft leer stehen? Werden Sie Flächen vermieten? Nein das planen wir nicht Im Gegenteil wir investieren massiv Unser Hauptgebäude etwa wird komplett neu gestaltet Das wird die nächsten drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen und mehrere Millionen Euro kosten Wir tun das weil wir glauben dass das Büro als modernes Lagerfeuer seine Relevanz behält auch wenn sich die Nutzung womöglich leicht verändert Schon vor der Pandemie lag die Auslastung unserer Büros in Walldorf und St Leon-Rot bei 57 Prozent Das wird wohl noch etwas weniger werden Wir gehen davon aus dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig im Durchschnitt zweieinhalb Tage in der Woche mobil arbeiten Da wäre es Verschwendung wenn jeder einen eigenen Tisch im Büro hätte > Sind Sie eigentlich der Meinung dass diverse Teams erfolgreicher sind? Auch wenn ich den einen oder anderen enttäusche Nein ich glaube nicht dass diverse Teams automatisch erfolgreicher sind Dafür hängt Erfolg von zu vielen verschiedenen Faktoren ab von der Teamzusammensetzung etwa oder von der Qualität des Produkts Deswegen halte ich diese Frage für irrelevant Wichtig ist mir dass niemand bei SAP das bittere Gefühl hat etwas nur deshalb nicht erreichen zu können weil er oder sie einen Migrationshintergrund hat weil sie eine Frauistoderähnliches Dafürlohntessich zu streiten weil das ein Wert an sich ist Das heißt auch Hinter den Bemühungen für Diversity steht kein Kommerzialisierungsgedanke Wenn überhaupt haben wir als Unternehmen nur einen mittelbaren Vorteil davon – weil es uns auf diese Art gelingt für die jeweilige Aufgabe und das jeweilige Team genau das passende Talent zu finden Das wäre nicht der Fall wenn wir mit Scheuklappen durch die Gegend laufen und unbewusst Vorurteilen unterliegen würden – also immer einen Mann einstellen weil auf einer Position immer ein Mann saß > Diese Überzeugung wie viel hat die mit Ihrer persönlichen Geschichte zu tun? Natürlich war ich früh mit dem Thema strukturelle Benachteiligung konfrontiert – und auch mit der Diskussion Vor dem Gesetz sind wir doch alle gleich was sollen diese Pseudo-Kämpfe? Diesen feinen Unterschied zwischen Chancengleichheit – die im Gesetz steht – und Chancengerechtigkeit habe ich früh gespürt Ich bin mir aber nicht sicher ob ich nicht auch ohne diese Erfahrung die gleiche Überzeugung hätte > Woran haben Sie das gespürt? In erster Linie bei Bewerbungen Als ich mich Anfang der 2000er Jahre mit meinem Namen als Jurist beworben habe musste ich – wenn ich überhaupt eingeladen wurde – immer erklären weshalb ich überhaupt Jura studiert und nicht etwas Handwerkliches gelernt habe Das hätte man mir eher zugetraut An dieser Situation hat sich seither nicht viel geändert Studien zeigen dass Menschen mit ausländisch klingenden Namen es deutlich schwerer haben überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden Das meine ich mit strukturellen Nachteilen Ein Mensch erfährt nur deshalb eine Benachteiligung weil er einen nicht deutsch klingenden Namen hat Das darf nicht passieren > Aber sind Sie nicht ein Beispiel dafür dass Menschen es auch ohne besondere Unterstützung schaffen können? Ich glaube ich hatte in meinem Leben mehr Glück als Verstand Aber das ist nicht bei jedem so Manchen Menschen muss man erst einmal zeigen welche Möglichkeiten sie überhaupt haben Etwa wenn jemand nach Deutschland kommt der das Land überhaupt nicht kennt Nur wenn wir demjenigen ermöglichen in die gleiche Ausgangsposition zu gelangen ist er in der Lage seine volle Leistung abzurufen und der Gesellschaft einen größeren Dienst zu erweisen Ganz abgesehen davon dass er persönlich glücklicher wird Das Büro wird als modernes Lagerfeuer seine Relevanz behalten meint Cawa Younosi Personalchef bei SAP in Deutschland Foto SAP i Info Interview in voller Länge und als Podcast unter www rnz de SAP50 „Alle sollen die gleiche Ausgangsposition haben“ Bei SAP dürfe niemand das bittere Gefühl bekommen etwas nur wegen seines Geschlechts oder seiner Herkunft nicht erreichen zu können meint Personalchef Cawa Younosi Von Barbara Klauß Cawa Younosi ■ Der Personalchef Cawa Younosi ist Leiter der Personalabteilung bei SAP in Deutschland Zudem übernimmt er die Verantwortung für die Organisation People Experience die weltweit alle SAP-Personalchefs zum Team zusammenführen soll ■ Der Werdegang Ende der 1980er Jahre floh er als Jugendlicher allein vor dem Krieg aus seinem Heimatland Afghanistan nach Deutschland Nach der Schule übernahm er einen kleinen Laden und war als Kleinunternehmer tätig Schließlich studierte er Jura trat nach dem Abschluss als Rechtsanwalt in die Rechtsabteilung der SAP ein und stieg dort schnell auf ANZEIGE Visionen leben Innovationen fördern und füreinander da sein – ohne Leidenschaft keine Spitzenleistung Das prägt die SAP beieindruckend seit 50 Jahren Wir durften dies all die Jahre begleiten und gratulieren herzlich zu dieser Erfolgsgeschichte vbkraichgau de Glauben da ran begi nnt mit dem Jeder Erfolg