Der Blätterkatalog benötigt Javascript.
Bitte aktivieren Sie Javascript in Ihren Browser-Einstellungen.
The Blätterkatalog requires Javascript.
Please activate Javascript in your browser settings.
50 JAHRE SAP 3 Nr 76 Rhein-Neckar-Zeitung Freitag 1 April 2022 De r Start an der Spitze des Softwarekonzerns war ereignisreich für SAP-Chef Christian Klein Erst kam die Corona-Pandemie dann der Krieg in der Ukraine Zudem steckt SAP gerade in der „wahrscheinlich größten Transformation“ der Unternehmensgeschichte wie Klein sagt Doch sieht er den Konzern „auf dem richtigen Weg“ Und er würde den Job auf jeden Fall wieder machen > Herr Klein wenn Sie vor zweieinhalb Jahren eine Glaskugel gehabt und die Zukunft vorgesehen hätten – hätten Sie das Angebot SAP-Chef zu werden trotzdem angenommen? Ja das hätte ich er lacht Wobei ich sagen muss Der Einstieg war ereignisreich Erst kam Corona jetzt der Krieg in der Ukraine Ich würde mir schon wünschen dass bald wieder ein bisschen mehr Normalität einkehrt Trotzdem macht die Aufgabe riesigen Spaß Auch weil ich sehe dass wir gut voran kommen und dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Weg den wir eingeschlagen haben vollkommen unterstützen und mitgehen Daraus ziehe ich eine Menge Motivation > Viele Menschen sind im Moment erschöpft angesichts der Situation Und Sie haben in dieser Zeit eine große Aufgabe übernommen Woher nehmen Sie die Kraft um all dem zu begegnen? Natürlich arbeite ich viel und natürlich muss ich oft erreichbar sein Aber ich versuche immer wieder Abstand zu bekommen und mir Zeit für die Familie zu nehmen Das erdet mich und bringt mich auf andere Gedanken Oder auch der Sport wobei der gerade etwas kurz kommt Aber neulich erst war ich beim örtlichen Tischtennisverein und habe ein paar Bälle geschlagen So etwas versuche ich immer wieder einzustreuen – auch wenn das manchmal schwierig ist gerade in der jetzigen Zeit > Wie viel Zeit können Sie denn noch mit Ihrer Familie verbringen? Ich versuche mir morgens und abends Zeit zu blocken und an den Wochenenden da zu sein Dann zählt nur die Familie und ich lege das Handy auch mal weg – so schwer es fällt Am Sonntag war ich drei Stunden mit den Kindern auf dem Spielplatz und das Handy war aus Es bringt ja auch nichts Zeit mit den Kindern zu verbringen und mit dem Kopf eigentlich ganz woanders zu sein > Die Corona-Pandemie hat die Zusammenarbeit gewaltig verändert Was bedeutet das fürs Miteinander bei SAP? Wir haben in den letzten zwei Jahren viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt die zum Teil noch nie physischen Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen hatten Auf Dauer ist das schwierig Der persönliche Kontakt ist wichtig – gerade bei SAP wo wir wie eine große Familie sind Es geht etwas verloren wenn man nur in virtuellen Meetings sitzt Wir hoffen dass die Infektionszahlen sinken wir die Büros weiter öffnen und bald wieder zur Normalität zurückkommen können – auch wenn die in Zukunft etwas anders aussehen und flexibler sein wird > Kehren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt alle wieder in die Büros zurück? Oder bleiben Sie vorsichtig? Teilweise haben wir die Büros und die Kantinenjaschonwiedergeöffnet Undwir werden das auf jeden Fall weiter hochfahren – aber mit Bedacht Gerade denken wir darüber nach wie wir Anreize setzen können dass die Kolleginnen und Kollegen wieder häufiger ins Büro kommen Aber das muss koordiniert und überlegt erfolgen Und mit der nötigen Flexibilität > Nun herrscht auch noch Krieg in der Ukraine Wie sehr belastet Sie das? Wenn man die Bilder aus der Ukraine sieht – das lässt niemanden kalt Sonst müsste man die Frage nach der Menschlichkeit stellen Auch mich berührt natürlich zu sehen dass zivile Gebäude unter Beschuss stehen – Krankenhäuser Schulen Kindergärten Wohnblöcke – und ich verurteile das aufs Schärfste Gleichzeitig lernt man wieder wertzuschätzen was es bedeutet in einer freien Demokratie zu leben in der man offen seine Meinung sagen kann > Es hätte auch ohne Krieg und ohne Pandemie genug für Sie zu tun gegeben Sie haben einen Strategiewechsel angestoßen und setzen nun voll aufs Cloud-Geschäft Bei dem neuen Kurs erleben Sie aber auch Gegenwind Sie scheinen das recht gelassen zu nehmen Der Wandel ist durchaus grundlegend für die SAP Aber wir sind absolut auf dem richtigen Weg das zeigen auch die Zahlen Natürlich steht man bei einer solchen Richtungsänderung unter Druck Wichtig ist für mich vor allem zu sehen Wie reagieren die Kunden und die Mitarbeitenden auf die neue Strategie? Und wie führen wir die SAP in eine erfolgreiche Zukunft? Daraus ziehe ich die Gelassenheit die es ein Stück weit auch braucht > Nun müssen Sie ja aber nicht nur die Mitarbeiter und die Kunden im Blick behalten sondern auch die Aktionäre Nach der Ankündigung des Strategiewechsels 2020 ist der Kurs eingebrochen Wie stark hat Sie das belastet? Für einen persönlich ist so etwas nicht einfach zumal die Aktionäre eine sehr wichtige Rolle spielen Sie sind Teilhaber der SAP und haben uns ihr Vertrauen geschenkt Da möchte man liefern Und natürlich war mir an dem Tag klar dass es dafür an der Börse keinen Beifall geben würde Aber man muss sich grundsätzlich fragen Will man langfristig die Zukunft der SAP aufs Spiel setzen? Ist es nicht besser auf den Zug aufzuspringen der uns in diese Zukunft bringt? Und dieser Zug führt in die Cloud Mir ist der mittelund langfristige Erfolg der SAP sehr wichtig – auch an der Börse Und dafür nehme ich in Kauf kurzfristig mal keinen Beifall zu bekommen > Aber diese Botschaft verfängt an der Börse offenbar nicht so richtig … Das war schon ein großer Richtungswechsel Wir haben damals gesagt wir setzen voll auf die Themen Innovation und Wachstum auf den Wechsel in die Cloud Und wir haben damit ja auch kurzfristig die Margenziele korrigiert Dass das den Investoren nicht gefällt ist vollkommen klar Jetzt geht es darum Vertrauen aufzubauen Und auch da sind wir auf einem sehr guten Weg Ich bin fest davon überzeugt Die Strategie ist richtig Und wenn wir sie weiter konsequent umsetzen wird sich das auch am Aktienmarkt auszahlen Der Aktienkurs ist wichtig – bei unternehmerischen Entscheidungen spielen aber noch viele weitere Faktoren eine Rolle > Wie sehr wissen Sie denn den Aufsichtsratsvorsitzenden und Mitgründer Hasso Plattner hinter sich? Wie viel Rückendeckung haben Sie da? Natürlich diskutiere ich mit dem Aufsichtsrat viel über die Ausrichtung und deren Umsetzung Und ich spüre da eine große Rückendeckung Der Aufsichtsrat steht stark hinter dem neuen Kurs Ich stehe im engen Austausch mit allen – nicht nur mit Hasso Plattner Diesen Austausch schätze ich sehr auch mit Experten in der Firma mit Betriebsräten mit meinem Management-Team mit dem Vorstand mit Analysten Man lernt nie aus > Und wie regelmäßig haben Sie Kontakt etwa auch mit Dietmar Hopp? Ab und an Nicht jede Woche und manchmal auch nicht jeden Monat Vor Kurzem erst habe ich mit ihm darüber gesprochen wie man jetzt in der Corona-Pandemie die Mitarbeiter wieder stärker an die SAP binden kann und wie sich die Mitarbeiterführung verändert Er hat unheimlich viel Erfahrung Es wäre unklug von mir seine Ratschläge zu ignorieren Ähnlich ist es bei Hasso Plattner Wir stecken in einer großen Transformation wahrscheinlich in der größten in der Unternehmensgeschichte Wenn Hasso mir erklärt wie sie bei früheren Technologiewechseln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitermitgenommenhaben zieheich da viel raus > Wo sehen Sie denn Ähnlichkeiten mit den Gründern in der Art wie Sie das Unternehmen führen? Als Vorstandsvorsitzender läuft man Gefahr ineinerBlase zu landen sich nur noch mit den selben Menschen auszutauschen Ich möchte aber für alle da sein Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen merken Wir sind ein Team wir gehen da gemeinsam durch und jeder leistet seinen Beitrag Ein CEO ist oft auch Brückenbauer der die unterschiedlichen Meinungen zusammenbringen muss > Was nehmen Sie sonst von ihnen mit? Hasso hat die wunderbare Gabe immer um fünf Ecken voraus zu denken Eventualitäten abzuwägen und zu überlegen wo der Markt hingehen könnte Das hinterfrage auch ich immer wieder Vor welchen Herausforderungen stehen die Kunden gerade? Was ist für die Zukunft entscheidend? Wo muss SAP in drei oder fünf Jahren stehen? Von Dietmar kann man etwa lernen dass der geschäftliche Erfolg zwar wichtig ist dass man aber auch eine gesellschaftlicheundsozialeVerantwortunghat > Sie haben ein großes Erbe angetreten Ist das eher Ehre oder Bürde? Mir ist es wichtig Spaß an der Aufgabe zu haben Natürlich gibt es Herausforderungen und natürlich spürt man die Verantwortung Aber es gibt einen klaren Weg und ich habe viel Unterstützung Deswegen ist es für mich weniger Bürde sondern immer noch eine Leidenschaft Wenn man über 20 Jahre bei dieser Firma ist ist man natürlich mit Herzblut dabei Die SAP ist mir über all die Jahre sehr ans Herz gewachsen > Und wie blicken Sie in die Zukunft der SAP? Für wie innovationsfähig halten Sie den Konzern noch? Ich halte die SAP für sehr innovationsfähig Schauen Sie sich die großen Herausforderungen an vor denen wir derzeit stehen In allen Industrien werden Prozesse digitalisiert Dafür brauchen die Unternehmen intelligente Software oder neue Technologien wie künstliche Intelligenz Diese Unternehmen kommen zwangsläufig zur SAP Oder nehmen Sie die vielen Lieferketten die gerade unterbrochen sind Wir haben ein Geschäftsnetzwerk mit dem wir Lieferketten in Echtzeit transparent machen Das dritte Thema ist die Nachhaltigkeit Viele Unternehmen definieren hier gerade Ziele Wir liefern ihnen die Transparenz damit sie überhaupt wissen wie groß zum Beispiel der CO 2 -Abdruck ist wenn sie ein Auto herstellen – und wo die Emissionen überhaupt entstehen In diesen Bereichen haben wir eine sehr hohe Innovationskraft Deswegen bin ich sehr zuversichtlich für die kommenden Jahre dass eine hohe Nachfrage nach unserer Technologie bestehen wird > Sie gehen also davon aus dass SAP es schaffen wird eigenständig zu bleiben? Absolut Wenn man sich das letzte Jahr anschaut Wir haben alle unsere Ziele übertroffen wir sehen dass der Cloud-Umsatz sehr stark wächst und dass sich die Transformation jetzt auch finanziell auszahlt In der Vergangenheit hatten wir viele Einmalumsätze jetzt stellen wir auf regelmäßige Umsätze um Deshalb sollte niemand nervös werden Für das kommende Jahr haben wir angekündigt dass die Gewinne wieder zweistellig steigen werden i Info Das Interview in voller Länge unter www rnz de SAP50 „Die SAP ist mir sehr ans Herz gewachsen“ Seit über 20 Jahren ist Konzernchef Christian Klein im Unternehmen – Trotz der Turbulenzen seit seinem Start an der Spitze würde er den Job sofort wieder machen Von Barbara Klauß Christian Klein ■ Die Herkunft Christian Klein kam 1980 in Heidelberg zur Welt und wuchs im Kraichgau auf Sein Vater ist der CDU-Politiker Karl Klein zuletzt Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Wiesloch ■ Die Ausbildung Christian Klein besuchte die Schule in Östringen und studierte Betriebswirtschaftslehre an der damaligen Berufsakademie in Mannheim ■ Der Weg bei SAP Bereits 1999 begann er als Student beim Softwarekonzern Dort stieg er schnell auf Von 2011 bis 2012 war er kaufmännischer Geschäftsführer Chief Financial Officer von SAP SuccessFactors in Kalifornien und übernahm in der Folge weitere Führungsaufgaben Am 1 Januar 2018 wurde Klein Mitglied des SAP-Vorstandes und übernahm den neu geschaffenen Bereich Global Business Operations ■ Der Vorstandsvorsitzende Im Oktober 2019 trat Christian Klein gemeinsam mit Jennifer Morgan die Nachfolge des überraschend zurückgetretenen SAP-Chefs Bill McDermott an Seit Morgan im April 2020 bereits wieder ausschied führt Klein das Unternehmen allein Im Januar 2020mit demWasserstoffauto auf dem Weg zum Weltwirtschaftsforum in Davos der damalige Co-CEO Christian Klein Sieht sich auf dem richtigen Weg SAP-Chef Christian Klein auf der Dachterrasse des neuen Bürogebäudes „WDF 49“ am Konzernsitz in Walldorf Fotos SAP 50 FAKTEN AUS 50 JAHREN 09 Der „Vadder“ Die Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber war von Beginn an groß Mitarbeiter durften viel probieren – und auch mal Fehler machen So standen etwa bei Dietmar Hopp die Türen immer offen Intern wurde er „Vadder Hopp“ genannt 10 Die Rechner Bis Ende der 1970-er Jahre besaß das Unternehmen keine eigenen Rechner Stattdessen nutzten die Gründer und ihre Mitarbeiter die Computer der Kunden Wenn in deren Büros nicht genug Möbel vorhanden waren stapelten sie das damals übliche Endlospapier zu Tischen und Stühlen 11 Die Software Die SAP-Gründer entwickelten zunächst Programme die Daten zu Lohnabrechnung und Buchhaltung in Echtzeit verarbeiten konnten und nicht erst über Nacht Daher bezeichneten sie ihre Software als Realtimealso Echtzeit-System Bis in die 1990er Jahre fand sich deshalb immer ein Rim Namen der SAP-Produkte 12 Die Übersetzung Der Landmaschinenhersteller John Deere bewies 1978 dass SAP-Software auch international eingesetzt werden kann In Eigenleistung übersetzte das Mannheimer Unternehmen die Bildschirmmasken ins Französische 13 Der Aufstieg Ende der 1970er Jahre gehörte SAP mit rund 60 Mitarbeitenden zu den größten Softwarehäusern in Deutschland In dieser Zeit nahm das Unternehmen auch den ersten eigenen Server in Betrieb Noch befand sich das erste Rechenzentrum der SAP in angemieteten Räumen Dort wurde die Kernsoftware entwickelt die Anwendungen entstanden weiterhin in den Datenzentren der Kunden 14 Das Upgrade 1980 war die Entwicklungsabteilung im ersten eigenen Gebäude in Walldorf endgültig unter einem Dach vereint – mit 50 Bildschirmen Für Entwicklung Tests und Schulungen für Auslieferbetrieb und Wartung waren dort drei Rechner installiert Zusammen verfügten sie über Arbeitsspeicher mit 14 MB 15 Der Börsengang 1988 wurde SAP zur Aktiengesellschaft und ging an die Börse Insgesamt wurden 1 2 Millionen Aktien zu einem Emissionspreis von 750 Deutsche Mark an der Frankfurter und der Stuttgarter Börse ausgegeben Damals beschäftigte SAP 940 Mitarbeiter hatte 1000 Kunden und erwirtschaftete 245 Millionen Mark Umsatz