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50 JAHRE SAP 31 Nr 76 Rhein-Neckar-Zeitung Freitag 1 April 2022 Betriebsrat hofft auf Neustart Zuletzt sorgten einzelne Mitglieder des Gremiums für Skandale – Nun wünschen sich der derzeitige Vorsitzende Klaus Merx und seine Stellvertreterin Nathalie Boulay ein Ende der Grabenkämpfe Von Barbara Klauß Die Grabenkämpfe im Betriebsrat der SAP SE sollen nun endlich ein Ende finden eine konstruktive Zusammenarbeit und eine größere Kompromissbereitschaft der bald 45 Mitglieder wünschen sich der derzeitige Vorsitzende Klaus Merx und seine Stellvertreterin Nathalie Boulay Gerade wird ein neues Gremium gewählt Und Merx und Boulay hoffen dass dann bei allen Mitgliedern das Wohl der Kolleginnen und Kollegen im Vordergrund steht – und nicht die eigenen Interessen Dann kann der Betriebsrat aus ihrer Sicht durchaus wertvolle Arbeit leisten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ZuletztmachtenmancheMitgliederdes Gremiums allerdings vor allem mit öffentlich ausgetragenem Streit und einem beispiellosen Skandal von sich reden an dessen Ende die Kündigung des damaligen Betriebsratsvorsitzenden stand ein weiterer Kollege aus dem Gremium verließ das Unternehmen Verheerend sei all das für das Ansehen des Betriebsrats gewesen meinen Merx und Boulay Dass es so weit kommen konnte hat allerdings auch mit der besonderen Geschichte dieses Gremiums zu tun Entstehung des Betriebsrats Über viele Jahre war SAP der einzige Konzern im deutschen Leitindex Dax in dem es keinen Betriebsrat gab Anders als bei den großen Industrieunternehmen des Landes bei denen Arbeitnehmervertreter traditionell eine gewichtige Rolle spielen hielten viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Softwarekonzerns ein solches Gremium für verzichtbar Die in der Regel gut ausgebildeten Beschäftigten meist Akademiker sind vielfach der Meinung sie könnten ihre eigenen Interessen dem Arbeitgeber gegenüber selbst am besten vertreten Wo sie dennoch Unterstützung suchten sprangen lange Zeit Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ein Ein ungewöhnliches Konstrukt SAP hatte diese ermächtigt betriebliche Fragen zu regeln Aufsichtsräte kümmerten sich also etwa um Arbeitsplatzwechsel oder Fragen zur Arbeitszeit Manche nannten es einen „Betriebsrat light“ Allerdings war und ist vieles von dem wofür sich Betriebsräte in anderen Firmen einsetzen bei SAP ohnehin kein Thema Von Anfang an wurden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große Freiheiten gewährt etwa bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit Zudemfürchtetemanchereine Fremdbestimmung durch Gewerkschaften sowie eine übermäßige Reglementierung Entsprechend schwer fiel es vielen den Wunsch einiger SAPler nach einer klassischen Arbeitnehmervertretung nachzuvollziehen So war die Gegenwehr groß als drei Mitarbeiter im Frühjahr 2006 mit Unterstützung die Gewerkschaft IG Metall versuchten einen Betriebsrat zu organisieren Großaktionäre und Unternehmensgründer reagierten ungehalten „Ein von der IG Metall bestimmter Betriebsrat wird die Erfolgsgeschichte von SAP in Gefahr bringen“ schrieb Dietmar Hopp in einem Brief an die Belegschaft Und Hasso Plattner erklärte das Betriebsverfassungsgesetz und die SAP passten einfach nicht zusammen Auch aus der Belegschaft hagelte es Kritik „Ihr wollt wohl SAP zerstören“ hieß es etwa in einer E-Mail 91 Prozent der Beschäftigten in Deutschland votierten noch im Frühjahr 2006 gegen die Wahl eines solchen Gremiums Doch wendete sich das Blatt als die Gewerkschaftsvertreter drohten die Wahl gerichtlich zu erzwingen Schließlich nahmen die acht Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat die Vorbereitung der Abstimmung selbst in die Hand Und der Vorstand verzichtete auf Gegenmaßnahmen So wurde im Sommer 2006 erstmals ein Gremium mit 37 Mitgliedern gewählt Konflikte zwischen den Mitgliedern Die Konflikte endeten damit jedoch nicht Schließlich hatte sich ein Teil der Kandidatinnen und Kandidaten auch aufstellen lassen um ein Gegengewicht zum Gewerkschaftslager zu bilden Nathalie Boulay trat damals an weil sie einen formalen Betriebsrat nicht für nötig hielt wie sie erklärt Diese Meinung vertritt sie in Teilen bis heute „Ich glaube dass man mit Fingerspitzengefühl und einer gesunden Kompromissbereitschaft viel erreichen kann“ sagt sie – in Zusammenarbeit mit dem Vorstand statt mit dem Kopf durch die Wand Seit 2006 ist Boulay durchgehend Mitglied des Gremiums geblieben Sie habe gesehen dass man durch den Betriebsrat viele Themen bei SAP mitgestalten und so viel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewirken könne sagt sie „Mitgestalten – nicht mitbestimmen“ das ist ihr wichtig So engagierte sie sich auch außerhalb des Gremiums etwa bei der Gründung der Kindertagesstätten für Mitarbeiterkinder des Hauses der kleinen Hände und des Hauses der kleinen Füße betrieben an den Standorten in Walldorf und St Leon-Rot von der gemeinnützigen Firma family kids @ work zu deren Gesellschaftern sie damals gehörte 2015 wurden diese Kindergärten zum Politikum – unter anderem wegen mehrerer Großspenden von SAP-Mitgründer Hopp die über seine Stiftung an family kids @ work flossen Damit brach auch der Streit um die Nähe einzelner Betriebsräte zum Arbeitgeber wieder öffentlich auf Zusammenarbeit mit dem Management Daran dass die Gräben bis heute nicht zugeschüttet wurden hat aus Sicht des amtierenden Betriebsratsvorsitzenden Klaus Merx auch das Management des Konzerns einen Anteil „In den vergangenen 16 Jahren ist auch auf Arbeitgeberseite einiges verpasst worden“ sagt er Etwa „den konstruktiven Kräften auch mal einen Erfolg zu gönnen“ So seien konfrontativere Kräfte im Gremium gestärkt worden In manchen Bereichen läuft die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber seiner Ansicht nach zwar hervorragend doch sieht Merx insgesamt Verbesserungsbedarf Vor allem müsste der Betriebsrat bei Entscheidungen früher einbezogen werden meint Merx Seine Stellvertreterin Boulay kann das Zögern des Managements hingegen nachvollziehen „Das Vertrauen ist leider von Jahr zu Jahr zurückgegangen“ sagt sie Auch der Skandal der im vergangenen Jahr Aufsehen erregte hat das Vertrauen wohl nicht gestärkt Es ging um den Vorwurf des Lohnbetrugs und um manipulierte Daten Zudem stand der Verdacht im Raum dass sich ein Betriebsratsmitglied einen lukrativen Posten als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat erkauft haben soll Zwei Männer mussten das Unternehmen verlassen Immer wieder weisen sowohl Gremium als auch Konzernführung darauf hin dass es sich hier um das Fehlverhalten einzelner Mitglieder handele Dennoch bezeichnet Merx die zurückliegende Amtszeit als „ernüchternd“ Nach dem Rücktritt des damaligen Betriebsratsvorsitzenden im Sommer 2021 hatte er den Posten den er bereits von 2015 bis 2018 innehatte erneut übernommen und sich zum Ziel gesetzt „den beschädigten Ruf des Gremiums wieder zu reparieren“ Bei der laufenden Wahl kandiert er nach 16 Jahren nicht erneut für das Gremium – auch wegen der Vorkommnisse der vergangenen Monate Arbeitgeber wirbt für Betriebsrat Nun stellt sich die Frage nach der Zukunft des Gremiums Vor Beginn der Wahlen griff der Arbeitgeber der Arbeitnehmervertretung mit einer außergewöhnlichen Aktion unter die Arme In einem Schreiben an die mehr als 20 000 Beschäftigten warb der Personalchef der SAP in Deutschland Cawa Younosi unter der Überschrift „Betriebsrat gesucht“ darum sich für die Wahl aufstellen zu lassen Ihm sei an einem „guten Betriebsrat“ gelegen der die gesamte Vielfalt der Belegschaft repräsentiere schrieb er „Nutzt die Chance es anders zu machen wenn Ihr gegebenenfalls selbst mal nicht ganz zufrieden mit der Arbeit des Betriebsrats wart “ Blick in die Zukunft Der derzeitige Vorsitzende Merx drückt die Daumen dass der neue Betriebsrat nun dafür sorgt seinen guten Ruf wieder herzustellen Den oder die neue Vorsitzende sieht er mit großen Herausforderungen konfrontiert Von Beginn an war das Gremium zersplittert auch bei dieser Wahl standen rund ein Dutzend verschiedener Listen zur Abstimmung Es gelte diese heterogene Gruppe mit gegensätzlichen Ideen und Interessen zusammenzuführen und „konstruktiv mit dieser Vielfalt umzugehen“ meint Merx Nathalie Boulay die sich wieder zur Wahl gestellt hat wünscht sich eine Person im Vorsitz die diesen Posten nicht übernimmt um eigene Interessen zu vertreten oder um sich einen Platz im Aufsichtsratzusichern „Essollte jemandsein derdasmitHerzblutmacht“ sagtsie „Und der imbestenFallnurdieseseineAmthat “ Eine Interessenvertretung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die sich nicht allein wehren könnten werde durchaus benötigt meint Boulay Inzwischen hält sie den Betriebsrat für ein etabliertes und anerkanntes Organ im Unternehmen „Viele freuen sich mittlerweile dass es ihn gibt “ Zumal er durchaus Erfolge vorzuweisen habe wie Merx hinzufügt etwa 2014 als eine Restrukturierung anstand und betriebsbedingte Kündigungen verhindert werden konnten Beide bezeichnen es als Glück dass sie vor vielen Jahren bei SAP anfangen konnten der Software-Ingenieur Merx heute 59 Jahre alt kam 1989 Boulay nun 54 Jahre und im Produkt Management in der Entwicklung tätig 1994 Eines ist Nathalie Boulay noch wichtig zu betonen „SAP ist eine tolle Firma “ sagt sie Sie hoffe dass ihre Kinder die beide im Konzern arbeiten möchten das 75-jährige Bestehen mitfeiern können Ihr Wunsch wäre es mit dem Betriebsrat mitgestalten zu können „dass es dem Unternehmen in zehn Jahren immer noch gut geht und dass es immer noch eine tolle Firma ist – für die Mehrheit der Mitarbeiter“ Nathalie Boulay stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der SAP SE will mitgestalten nicht mitbestimmen Fotos Pfeifer Klaus Merx Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE wünscht sich dass das Gremium seinen guten Ruf wieder herstellen kann ANZEIGE Aareon hat als Value Added Reseller von SAP den Gold-Partner-Status inne 50 Jahre SAP Aareongratuliert PioneeringTomorrow Bereits seit zwei Jahrzehnten sind Aareon und SAP partnerschaftlich verbunden SAP®-Lösungen für die Immobilienverwaltung unterstützen Unternehmen schon heute bei der 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