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50 JAHRE SAP 6 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 76 Freitag 1 April 2022 Vor einem halben Jahrhundert begann im beschaulichen Weinheim eine Geschichte von der niemand ahnen konnte wohin sie einmal führen würde Aus der Firma „Systemanalyse und Programmentwicklung“ die Dietmar Hopp Hasso Plattner Klaus Tschira Hans-Werner Hector und Claus Wellenreuther am 1 April 1972 gründeten wurde über die vergangenen 50 Jahre ein Schwergewicht der deutschen Wirtschaft die SAP SE – ein weltweit agierender Konzern mit Sitz in Walldorf eines der wertvollsten Unternehmen im deutschen Leitindex DAX und Europas größter Softwarehersteller Rund 28 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete die SAP im vergangenen Jahr unter dem Strich blieb ein Gewinn nach Steuern von etwa 5 4 Milliarden Euro Die Idee die am Anfang stand war damals revolutionär Die fünf Männer die sich beim USamerikanischen ITund Beratungsunternehmen IBM in Mannheim kennen gelernt hatten wollten eine Software entwickeln die standardisiert für alle Unternehmen anwendbar war und nicht für jeden einzelnen Kunden maßgeschneidert werden musste Zudem träumten sie von einer Echtzeitverarbeitung Die Software sollte die Daten nicht mehr erst über Nacht bereitstellen sondern dann wenn sie gebraucht wurden Zu Beginn waren sie ein kleines junges Team das aber rasant wuchs „Auch wenn wir uns gute Chancen beim Start ausrechneten hätten wir es uns natürlich bei der Gründung nicht vorstellen können dass sich die SAP einmal zu so einem globalen Konzern mit über 100 000 Mitarbeitern weltweit entwickeln wird“ erklärt Dietmar Hopp einer der Gründer nun in einem Interview Bei der Gründung hätten sie noch „einige alte EDV-Hasen“ für verrückt erklärt Das Vorhaben habe fast eine kleine Revolution bedeutet „Die vorherrschende Meinung war damals dass die Abläufe in den Unternehmen zu unterschiedlich seien um dafür eine Standardsoftware entwickeln zu können“ erinnert sich Hopp Er und Plattner damals noch Hopps Assistent hätten bei einem ihrer IBM-Kunden von großen Abwicklungsproblemen erfahren und eine Pilotanwendung entwickelt erzählt Hopp Sie verließen IBM sicherten sich die Rechte an der Software und vereinbarten mit ihrem Kunden „eine auskömmliche Bezahlung die Computernutzung in der Nacht und an Wochenenden sowie die kostenlose Nutzung von Büros“ sagt der heute 81-Jährige „Das war die Geburtsstunde von SAP “ Tage und Nächte lang saßen die Gründer vor den Computer-Bildschirmen und schrieben die aufwendigen Programme – meist in den Rechenzentren ihrer Kunden wie etwa in der deutschen Niederlassung von Imperial Chemical Industries ICI in Östringen Eigene Computer hatten sie nicht Reichten die Stühle nicht aus setzten sie sich auf Stapel aus Endlospapier Am Anfang stand also die Idee zu einem neuen Produkt – und nicht der Plan vom beschaulichen Nordbaden aus einen Weltkonzern zu erschaffen Doch wuchs das Unternehmen rasend schnell Und die Kunden die zwar aus der Region kamen zum Teil aber bereits weltweit agierten nahmen die SAP mit „Die wollten natürlich dass unsere Systeme auchinÖsterreich derSchweiz inden USA oder in China verfügbar waren“ erklärte Rainer Kaiser der seit 1982 bei SAP arbeitete vor zwei Jahren im Gespräch mit der RNZ Also folgte das Unternehmen auf diese Märkte Heute hat der Konzern gut 107 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 140 Ländern weltweit und rund 400 000 Kunden Und nicht nur dieser wirtschaftliche Erfolg ist besonders – sondern auch die Kultur die im Konzern herrscht und bereits durch die Gründer angelegt wurde Auf den Listen der beliebtesten Arbeitgeber steht SAP regelmäßig ganz weit oben Die Bedingungen sind gut bei Deutschlands größtem IT-Konzern Die Mitarbeiter dürfen arbeiten wo sie wollen Sie können kostenlos Sport treiben und in der Kantine essen SAP engagiert sich für Diversity – also Vielfalt – in der Belegschaft Früh wurden die Mitarbeitenden über Aktien am Unternehmen beteiligt Gute Leistungen müssen belohnt werden – das ist das Credo des SAP-Managements bis heute Hierarchien gab es in den Anfangsjahren nicht erzählen Mitarbeiter der ersten Stunde „Alle waren gleich“ sagte etwa Rainer Kaiser „Wer die bessere Idee hatte setzte sich durch – nicht der Vorgesetzte “GeradeDietmarHopp dessenTür immer offen stand und den sie intern „Vadder Hopp“ nannten habe von Anfang an großes Vertrauen in die Mitarbeiter gesetzt und auch mal Fehler toleriert Aus Kaisers Sicht schuf Hopp so ein Umfeld in dem die Mitarbeiter angstfrei Ideen entwickeln konnten „Dadurch hat er Kreativität frei gesetzt “ Auch eine Kontrolle der Arbeitszeit gab es bei SAP von Anfang an nicht „Wenn das Wetter es zuließ ging man auch mal morgens joggen und dann mit freiem Kopf an dieArbeit“ erinnerte sichKaiser Aus seiner Sicht revolutionär zu damaligen Zeit Reihenweise seien Personaler anderer Unternehmen bei der jungen Firma zu Gast gewesen um zu erfahren wie das funktioniere Andererseits hätten die überwiegend jungen Kollegen manchmal lange bei einer Pizza zusammengesessen zum Teil auch die Nacht durchgearbeitet „Wenn einem solches Vertrauen entgegengebracht wird will man das nicht enttäuschen“ meinte Kaiser „Vielleicht hängt man sich deshalb noch mehr rein “ Durch diese Art des gemeinsamen Arbeitens entstand eine enge Verbundenheit Persönliche Beziehungen sagte Kaiser hätten bei SAP schon immer eine wichtige Rolle gespielt Gestärkt wurde das auch durch den gemeinsamen Sport Die Mitarbeiter spielten zusammen Fußball Volleyball oder Tennis alles kostenfrei – und gerne auch im Wettbewerb gegeneinander „Es gab eine Hasso-Fraktion und eine Dietmar-Fraktion“ erinnerte sich Kaiser – je nachdem zu wessen Unternehmensbereich man gehörte Beide Gruppen maßen sich immer wieder spielerisch in Bezug auf den unternehmerischen Erfolg und auf dem Sportplatz Im Mittelpunkt stand schon damals der Mensch sagte Kaiser – „die wichtigste Ressource gerade in einem Softwareunternehmen“ Bei allem Erfolg und bei allem Wachstum hätten die Gründer immer darauf geachtet dass diese besondere SAP-Kultur stabil geblieben sei Bis heute ist dieser Gedanke seiner Ansicht nach tief im Konzern verankert Die Gründer haben den Konzern – abgesehen von Hasso Plattner der Vorsitzender des Aufsichtsrats ist – inzwischen verlassen Doch der Geist in dem sie das Unternehmen aufgebaut und groß gemacht haben ist noch immer spürbar Er macht SAP zu einer besonderen Firma weltweit bekannt und erfolgreich und doch fest verwurzelt in der Region Rhein-Neckar mit Sitz im kleinstädtischen Walldorf fernab der Tech-Hochburgen in den Metropolen Ein globales aber bodenständiges IT-Unternehmen Dietmar Hopp sei es immer gelungen das Bewährte und den Fortschritt zu verbinden sagte Rainer Kaiser Nun soll mit Christian Klein wieder ein – recht junger – Mann aus der Region den kurpfälzischen Weltkonzern in die Zukunft führen Und Mitgründer Hopp sieht SAP mit dem 41-Jährigen an der Spitze sehr gut aufgestellt Es sei bewundernswert wie Klein die Transformation vorantreibe sagt er Klein müsse dabei „viele Prozesse innerhalb der SAP komplett verändern an die sich viele Mitarbeiter über Jahre gewöhnt haben“ fügt Hopp hinzu „Dies ist wirklich eine große Aufgabe die er mit vollem Elan angeht “ Sofern SAP den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolge sieht Hopp das Unternehmen auf einem sehr guten Weg Das Marktpotenzial sei nach wie vor enorm da sich nahezu alle Firmen in ihrer IT-Strategie kontinuierlich weiterentwickeln müssten i Info Fotostrecke und Podcast zur Geschichte der SAP unter www rnz de SAP50 Die Gründer im Jahr 1988 von links Klaus Tschira Hasso Plattner Dietmar Hopp und Hans-Werner Hector Wie alles begann Vor 50 Jahren gründeten fünf Männer in Weinheim ein Unternehmen das von Walldorf aus zum Weltkonzern wurde Von Barbara Klauß Ein SAP-Büro im Jahr 1983 Die SAP-Gründer im Jahr 1988 von links Klaus Tschira Hans-Werner Hector Dietmar Hopp und Hasso Plattner Claus Wellenreuther war zu diesem Zeitpunkt bereits aus gesundheitlichen Gründen aus dem Unternehmen ausgeschieden Fotos SAP 50 FAKTEN AUS 50 JAHREN 22 Der Stellenabbau Als sich die weltweite Finanzund Wirtschaftskrise 2008 immer weiter zuspitzte die Nachfrage der Kunden zurück ging und der Aktienkurs sank verkündete SAP zunächst einen Einstellungsstopp 2009 erklärte der Konzern bei der Vorlage der Bilanz dass wegen der schwierigen Wirtschaftslage 3300 Arbeitsplätze abgebaut werden müssten 23 Der Chef der am kürzesten blieb 2009rückteLéoApothekerandie Spitze des Softwarekonzerns Allerdings konnte er sich nicht lange halten Nach knapp einem Jahr trat der ungeschickt agierende Manager nach Differenzen mit Kunden und Mitarbeitern zurück 24 Die Internationalisierung Die Führung in Walldorf übernahm wieder eine Doppelspitze der US-Amerikaner und Vertriebsmann Bill McDermott und der Technikspezialist Jim Hagemann Snabe aus Dänemark Verstanden wurden diese Personalien auch als Zeichen einer stärkeren Internationalisierung des Konzerns – was in Walldorf auch skeptisch beobachtet wurde 25 Die erste Frau im Vorstand 2010 wurde mit Angelika Dammann erstmals eine Frau in den SAP-Vorstand berufen Sie übernahm die Verantwortung für das Personal Doch musste auch sie ihren Posten nach einem Jahr wieder räumen Grund war die Kritik daran dass sie für die Heimflüge nach Hamburg firmeneigene Flugzeuge genutzt hatte 26 Strafe im Streit mit Oracle Im Jahr 2011 kochte der Rechtsstreit mit Oracle wieder hoch Zunächst verhängte eine Jury die Rekordstrafe von 1 3MilliardenUS-DollargegenSAP dann bezeichnete eine Richterin diese Summe als „extrem übertrieben“ und sprach Oracle lediglich 272 Millionen Dollar zu 27 Der Klimaschutz 2017 verpflichtete sich SAP bis 2025 klimaneutral zu wirtschaften Im Frühjahr 2021 legte das Management noch einmal nach und erklärte dieses Ziel bereits zwei Jahre früher erreichen zu wollen Begründet wurde das unter anderem damit dass die Treibhausgas-Emissionen im Coronajahr 2020 stärker als geplant gesenkt werden konnten 28 Die größte Übernahme Für rund 8MilliardenEuroübernahmSAP im Jahr 2018 den Softwarehersteller Qualtrics – der größte Zukauf in der Konzern-Geschichte Mancher Beobachter kritisierte den Zukauf als zu teuer