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DIE ZEITUNG ZUM HEIDELBERGER FRÜHLING LIEDFESTIVAL 5 Fischer-Dieskau 100 Thementag zum 100 Geburtstag des Jahrhundertsängers Dietrich Fischer-Dieskau Januar 1943 Ein junger Mann singt mitten im Krieg im Zehlendorfer Rathaus in Berlin als Schüler seine erste „Winterreise“ Später berichtet er „Das Sirenengeheul mit nachfolgendem Detonationsinferno unterbrach meine allererste Darbietung der ‚Winterreise‘ Die etwa 200 Hörer mussten in den Keller fliehen und nach etwa 2 Stunden in denen wir gebannt den Einschlägen lauschten kletterten alle brav wieder nach oben um die Fortsetzung zu hören DieWonne des Singens drängte bei mir alle Schrecken beiseite “ Dieser junge Mann war kein geringerer als Dietrich Fischer-Dieskau Wenige Jahre später begann seine Weltkarriere die wie kaum eine andere den Liedgesang in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts geprägt hat Seine Laufbahn währte an die fünfzig Jahre Rund 400 Aufnahmen hat er hinterlassen Neben zahlreichen Opernpartien umfasste sein Repertoire mehrere tausend Lieder Dabei sind es nicht die Zahlen die den am 28 Mai 1925 in Berlin geborenen Fischer-Dieskau zur Jahrhundertgestalt machen sondern der immense Einfluss den sein Singen bis heute ausübt Das Heidelberger Frühling Liedfestival erinnert anlässlich seines 100 Geburtstags am 28 Mai 2025 mit einem Thementag an diesen großen Jahrhundertsänger und das was er hinterlassen hat Am Nachmittag wirft ein Symposium mit verschiedenen Vorträgen unterschiedliche Perspektiven auf das Leben und Wirken von Dietrich Fischer-Dieskau Thomas Hampson der den bewunderten Kollegen in den achtziger Jahren näher kennenlernte betrachtete ihn zeitlebens als eine Art Mentor Anhand ausgewählter Lieblingsaufnahmen wird Hampson die außerordentlichen stimmlichen Voraussetzungen von Fischer-Dieskaus Kunst und Karriere beleuchten Natasha Loges die brillante Freiburger Musikwissenschaftlerin und Liedspezialistin setzt sich mit den ästhetischen sozialen politischen und technologischen Parametern auseinander die die künstlerische Identität des Sängers einst geprägt haben Damit verknüpft ist die kritische Frage nach dessen Vorbildfunktion für junge Musiker*innen unserer Zeit Julian Prégardien schließlich blickt ins späte 19 Jahrhundert zurück als der Bariton Julius Stockhausen eine Fischer-Dieskau vergleichbare Wirkung als Liedsänger entfaltete Vor allem aber denkt der Tenor und Kulturermöglicher in Richtung Zukunft Mit Liedern lassen sich Menschen zusammenbringen für die Fischer-Dieskau komplett unbekannt ist Diese Erfahrung hat Prégardien vor allem mit seinem viel beachteten „Liedstadt“-Projekt das auch im Liedfestival zu Gast sein wird gemacht Am Abend gestalten Bariton Benjamin Appl und Pianist James Baillieu eine sehr persönliche musikalische Hommage an die Sängerlegende Drei Wochen vor Dietrich Fischer-Dieskaus Tod im Frühjahr 2012 war Benjamin Appl noch zum Unterricht in dessen Haus am Starnberger See zu Besuch Der größte Liedsänger des 20 Jahrhunderts war dem Regensburger Bariton der zuvor in NewYork und London studiert hatte nicht nur Vorbild und Lehrer sondern auch ein enger Freund Bei der Recherche für seine klingende Hommage zum 100 Geburtstag konnte Appl unzählige private Dokumente aus dem Nachlass sichten Entstanden ist ein ebenso persönliches wie facettenreiches Portrait das auch als Aufnahme erscheint Anhand von Liedern Rezitation und erzählten Begebenheiten zeichnet es die Lebensstationen des Ausnahmekünstlers nach Thementag Fischer-Dieskau 100 > Mi 28 05 2025 Aula der Alten Universität Heidelberg 16 Uhr Vortragsveranstaltung „Perspektiven auf einen Jahrhundertsänger“ → „Stimme Geist Geschmack“ Vortrag Listening Session mit Thomas Hampson Künstlerischer Leiter der Liedakademie → „Voraussetzungen und Folgen einer Jahrhundertkarriere“ Vortrag mit Natasha Loges Professorin für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Freiburg → „Raus aus dem Museum – rein in die Praxis?“ Kurzimpuls Diskussion mit Julian Prégardien Initiator „Liedstadt“ 19 30 Uhr Liederabend „Ein Leben in Liedern“ Benjamin Appl Bariton James Baillieu Klavier Dietrich Fischer-Dieskau Foto Harald Hoffmann Julian Prégardien Foto Chris Gonz Natasha Loges Foto studio visuell Benjamin Appl Foto David Ruano Thomas Hampson Foto Susanne Lencinas