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SCHÜLER MACHEN ZEITUNG 7 Rhein-Neckar-Zeitung 8 Juli 2025 Angelika Seeling blickt zurück auf ein Leben hinter der Mauer „Arbeitslosigkeit fanden wir erschreckend“ Von Carla Seeling Klasse 9c Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Eppelheim Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland unter den Siegermächten Amerika Frankreich Großbritannien und der Sowjetunion aufgeteilt Bald darauf schlossen die drei ersteren ihre Besatzungsgebiete zu einer Westzone zusammen Aus ihr entstand die Bundesrepublik Deutschland BRD In der sowjetischen Zone entstand die Deutsche Demokratische Republik DDR Meine Großmutter Angelika Seeling ist zur DDR-Zeit geboren Ich habe sie über das Leben dort befragt Wie alt warst du zur Zeit der DDR? Angelika Seeling Ich bin 1951 geboren habe also meine Kindheit in der DDR verbracht und war zur Zeit der Wiedervereinigung 39 Jahre alt War Arbeitslosigkeit ein Problem damals? Es gab keine Arbeitslosigkeit Wir hatten Verwandte in der BRD die uns über die Arbeitslosigkeit dort erzählt hat Und auch in den Nachrichten im Fernsehen hat man darüber gehört Zwar war es eigentlich verboten westdeutsches Fernsehen undRadiozusehenundzuhören aber ein Großteil der Menschen konnte trotzdem diese Medien empfangen Die Arbeitslosigkeit dort fanden wir total erschreckend und befremdlich denn wir kannten so etwas ja gar nicht Wir haben dann immer gedacht „Arbeitslos wie gibt es denn so etwas?“ Wie waren die Preise damals im Vergleich zu heute? Damals hat man nicht so viel verdient aber dadurch waren die Preise auch sehr gering Ein Brötchen hat zum Beispiel fünf Pfennige gekostet in heutiger Währung entspräche dies der Zahl nach einem halben Cent Gab es Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen Berufen? Es gab weder Millionäre noch Menschen die vom Bürgergeld gelebt haben Es haben fast alle das Gleiche an Lohn für ihre Arbeit bekommen Da es ein Arbeiterund Bauernstaat war haben die Arbeiter manchmalsogarmehrverdientalsdie die im Büro gearbeitet haben In den 80er Jahren hat man zwischen 800 bis zu 1300 Ostmark im Monat verdient Ein Vergleichswert in Euro lässt sich nicht nennen da die DDR-Mark eine reine Binnenwährung war 1983 gaben privateWechselstubeninWestberlin für eine DDR-Mark 22 DM-Pfennige Dies entspräche 11 Cent 1300 Ostmark entsprächen nach diesem Beispiel 286 DM und demzufolge rund 146 Euro Hattest du jemals Angst davor von der Stasi überwacht zu werden? Wir wussten dass wir manchmal überwacht wurden Unser Polizist hat zum Beispiel immer geguckt ob wir zum Ersten Mai dem wichtigsten Feiertag in der DDR die Fahne gehisst haben Direkt Angst hatten wir allerdings nicht Wir waren damals einfach ein bisschen blauäugig In unserem Umfeld haben wir aber auch nicht gehört dass jemand verhaftet wurde Habt ihr etwas von der Lebenssituation der Menschen aus Westdeutschland gehört? MenschenausderBRDkonntenfür einen Verwandtschaftsbesuch in die DDR reisen Wir haben also manchmal Besuch gehabt von Verwandten aus Hannover die westdeutsche Artikel mitgebracht haben wie Jeans Schokolade und guten Bohnenkaffee Da haben wir immer gestaunt was die Westdeutschen alles haben Wir wussten dass das Leben in Westdeutschland viel besser war Hast du den Mauerfall als positiv empfunden? Ja Wir waren total euphorisch Diesen Tag zu erleben war für uns unvergesslich Städte die eigentlich nah waren waren durch die Grenze unerreichbar Auf einmal konnten wir dort hinfahren Da haben wir erst richtig gemerkt wie eingesperrt wir gewesen sind Gab es denn einen Unterschied zwischen dem Leben vor und nach dem Mauerfall? Auf jeden Fall Ganz wichtig war die Meinungsfreiheit und die Reisefreiheit die wir ab diesem Zeitpunkt hatten Für viele war es auch toll endlich ein Auto zu kaufen ohne jahrelang darauf warten zu müssen Das einzig Schlimme war dass wir schlagartig die Arbeitslosigkeit kennengelernt haben weil so viele Betriebe geschlossen haben Viele Produkte der DDR waren auf dem Weltmarkt überhaupt nicht wettbewerbsfähig Ich wurde selbst sofort arbeitslos und konnte damit gar nicht umgehen Aber das hat sich auch geregelt Angelika Seeling früher in der DDR und heute Fotos privat Leimener Gedenken an den Genozid an den Armeniern wie auch an den Aramäern Vergessene Opfer Von Jonathan Can und Boghos Nazaryan Klasse 9a Friedrich-Ebert-Gymnasium Sandhausen Vor etwa zehn Jahren wurde auf dem Grundstück der syrischorthodoxen Gemeinde in Leimen ein Denkmal zur Erinnerung an den rund zweijährigen Genozid an den Aramäern eingeweiht Seit 2021 besteht das Denkmal nicht mehr vor Ort Grund dafür ist der noch andauernde Kirchenneubau der Gemeinde Ob und wo ein neues Denkmal nach Vollendung der Kirche erbaut wird ist allerdings noch nicht bekannt Die syrischorthodoxe Gemeinde hatte mit dem Denkmal der OpferderchristlichenMinderheitenim Osmanischen Reich gedenken wollen Darunter waren auch die Aramäer Denn während der Genozid an den Armeniern mittlerweile international anerkannt ist bleibt das Schicksal der Aramäer weitgehend im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit Nicht nur Aramäer sondern auch andere Minderheiten wie Chaldäer oder Griechen waren wegen ihrer Religion immer wieder Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt Unter dem Vorwand der Sicherheitsbedenken wurden im Osmanischen Reich systematische Deportationen und Massaker an den christlichen Minderheiten begangen Historiker schätzen dass zwischen 1915 und 1918 bis zu 300 000 Aramäer und 1 5 Millionen Armenier getötet wurden Ganze Dörfer wurden ausgelöscht Kirchen zerstört und kulturelles Erbe vernichtet Besonders betroffen war die Region Tur Abdin im Südosten der heutigen Türkei ein historisches Zentrum des aramäischen Christentums Viele Überlebende flohen in Nachbarländer oder wurden in die syrische Wüste deportiert wo sie unter unmenschlichen Bedingungen ums Leben kamen Trotz der Schwere des Verbrechens wird der Genozid an den Aramäern bis heute von der Türkei nicht anerkannt Auch international findet er nur wenig Beachtung Erst in den letzten Jahren haben einige Parlamente darunter das syrische Parlament im Jahr 2020 die Massaker offiziell als Völkermord eingestuft Daher setzt sich die aramäische Kirche dafür ein das Bewusstsein für den vergessenen Genozid zu schärfen