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50 JAHRE SAP 19 Nr 76 Rhein-Neckar-Zeitung Freitag 1 April 2022 In Walldorf arbeiten fast genauso viele Menschen wie dort leben Rund 16 000 Einwohner zählt die Kleinstadt im südlichen Rhein-Neckar-Kreis Wo sich einst Äcker befanden arbeiten heute etwa 15 000 Menschen Denn in der „Arbeitsstadt“ hat Deutschlands größter Softwarekonzern SAP seine Firmenzentrale Welche Auswirkungen hat der Dax-Konzern auf die Kommune? Vor allem positive Denn Walldorf gehört zu einer der reichsten Kommunen im Land und kann mittlerweile eine Bilanzsumme von über einer Milliarde Euro vorweisen Mit Bürgermeister Matthias Renschler begab sich die RNZ auf Spurensuche was in Walldorf durch die SAP alles möglich ist „Ohne die SAP wäre in Walldorf vieles nicht leistbar“ sagt der 53-Jährige Denn viele Förderprogramme Einrichtungen und innovative Ideen gäbe es ohne den großen Gewerbesteuerzahler wahrscheinlich nicht Stolz ist man vor allem auf den starken Bildungsbereich in den man in den letzten Jahren erheblich investiert hat Neben einer neuen Sporthalle und Mensa im Schulzentrum laufen derzeit die Planungen für eine Mensa an der Waldschule und eine Sanierung der Altbauten der Schillerschule „Das sind Millionenprojekte die man sich nur mit dem entsprechenden finanziellen Background leisten kann“ sagt Renschler Auch im laufenden Betrieb fließen viele Steuermittel in die Bildung „Wir haben als Stadt Personalkosten von über 20 Millionen Euro pro Jahr Die Hälfte davon entsteht im Bildungsund Betreuungsbereich“ so Renschler An die Bürger werden die Kosten aber nicht weitergegeben wie ein Blick auf die Kindergartengebühren zeigt Ein Halbtagesplatz kostet 15 Euro im Monat ein Platz mit verlängerten Öffnungszeiten 50 Euro und eine Ganztagesbetreuung 110 Euro „Damit heben wir uns enorm von den anderen Kommunen ab“ sagt Renschler Die Gebühren sind aber auch ein Beispiel dafür dass man in Walldorf nicht alles macht was möglich wäre Vor Kurzem fand ein Antrag der SPD die Kindergarten-Gebühren abzuschaffen im Gemeinderat keine Mehrheit „Ganz kostenlos wollen wir es nicht machen denn wir sind der Meinung dass so etwas dann Landessache wäre“ erklärt der Bürgermeister Außerdem wolle eine Mehrheit im Gemeinderat dass die Leistungen der Stadt anerkannt werden – wenn auch nur mit einem Grundbetrag „In Walldorf gehen wir vorsichtig mit den Steuermitteln um und unterstützen keinen Protz Da macht der Gemeinderat wirklich eine hervorragende Arbeit“ unterstreicht Renschler Für die Mandatsträger sei es nicht immer einfach Projekte oder gewünschte Förderungen abzulehnen „Denn dann heißt es immer Das Geld ist doch da “ Die die sei Abwägung wichtig „Die Balance gelingt sehr gut “ So habe man für rund eine Million Euro Luftfilter für die Schulen in der Coronakrise bestellt – allerdings nur für die Räume in denen es wirklich notwendig sei „In anderen Kommunen hat sich diese Frage gar nicht gestellt“ weiß Renschler Dort musste überlegt werden ob überhaupt Geld für Luftreiniger vorhanden ist „Wir müssen auch aufpassen weil man mit solchen Entscheidungen auch die Nachbarkommunen unnötig unter Druck setzt“ sagt Renschler Denn denen geht es – abgesehen von St Leon-Rot wo die SAP ebenfalls einen Standort unterhält – finanziell nicht so gut Gerade mit Blick auf die benachbarte Große Kreisstadt Wiesloch deren Finanzen nicht sehr rosig sind sagt Renschler „Man kann sich viel leisten muss sich aber nicht alles leisten “ Die Steuereinnahmen kommen aber nicht nur Walldorf zugute „Wir zahlen über 60 Millionen Euro an Kreisumlage sodass das Geld auch den anderen Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis hilft“ so Renschler Walldorf ist aber nicht nur ein attraktiver Wohnort auch als Wirtschaftsstandort ist es sehr beliebt Viele Unternehmen siedeln sich an weil sie das Umfeld zur SAP suchen etwa die Beratungsfirma Accenture die gegenüber des SAP-Headquarters eine Dependance errichten wird Aber auch weil die Gewerbesteuer hier niedriger ist als anderswo So hat sich der Landmaschinenhersteller John Deere mit seiner Vertriebsgesellschaft am S-Bahnhof angesiedelt und ist zum zweitgrößten Gewerbesteuerzahler aufgestiegen Seinen Bürgerinnen und Bürgern bietet Walldorf zahlreiche Sozialleistungen So unterhält man einen Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft um günstigen Wohnraum zu schaffen „Heute haben wir 320 Wohnungen und in den nächsten zehn Jahren sollen weitere hinzukommen sodass wir am Ende hoffentlich rund 450 Wohnungen im Bestand haben“ sagt Renschler Eine beträchtliche Zahl für eine Stadt dieser Größenordnung Denn der Wohnraum ist auch dort ein rares Gut es gibt nur noch ein Baugebiet Sonst muss nachverdichtet werden Und die SAP expandiert als Arbeitgeber weiter Ist die SAP also ein Nachteil für Walldorf? „Ich kann keine Nachteile erkennen“ so Renschler Zwar müsse man die Infrastruktur anpassen doch das sei eine normale Begleiterscheinung wenn man ein Großunternehmen am Ort habe Die SAP engagiere sich zudem beim Mobilitätspakt oder beim „Reallabor vernetzte nachhaltige Pendlermobilität“ um bessere Lösungen für den Verkehr zu finden Auf der anderen Seite versetzen die Steuereinnahmen die Gemeinde in die Lage ein eigenes Altenund Pflegeheim zu unterhalten dessen Erweiterung bzw einen Neubau Renschler zügig angehen will Den Betrieb soll die Astor-Stiftung übernehmen die ihren Ursprung im Jahr 1850 hat Johann-Jakob Astor der aus Walldorf stammte und in Amerika zu Reichtum kam hat in seinem Testament seiner Heimatstadt ein Kapital von damals 50 000 Dollar für die „Armen in Walldorf“ hinterlassen Ein Glück für die Stadt „Wir haben den großen Vorteil dass wir nicht auf das Investorenmodell zurückgreifen müssen“ so Renschler Der finanzielle Spielraum biete der Stadt auch die Möglichkeit Ideen zu verwirklichen So will der Bürgermeister Demenz-Wohngemeinschaften forcieren Auch ein Gebäude für Betreutes Wohnen soll noch entstehen Auch in anderen Bereichen geht die Stadt voran So wird ein städtisches Gebäude in der Fußgängerzone für eine Azubi-Wohngemeinschaft umgebaut mit der die Stadt ihre Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen will „Es ist eine wichtige Aufgabe gerade für junge Menschen Wohnraum zu schaffen denn gerade die Auszubildenden leiden unter den hohenMietpreisen“ erklärtRenschler Ein anderes Projekt ist das kostenlose Busfahren innerhalb der Stadtgrenzen was seit Anfang des Jahres möglich ist „Das ist eine gute Sache Es wäre hier aber auch am Land den Nahverkehr kostengünstiger und attraktiver zu machen “ Er verspricht sich viel von dem – zunächst auf zwei Jahre angelegten – Versuch und hofft dass dadurch zum Beispiel die „Elterntaxis“ weniger werden Noch in diesem Jahr will Renschler der im Juli 2021 gewählt wurde eine Klimaoffensive starten und Fotovoltaik-Anlagen verstärkt fördern Nicht das einzige Förderprogramm in Walldorf Rund 20 gibt es – von der Unterstützung beim Kauf von Stoffwindeln über Zuschüsse für die Heizungserneuerung und die Renaturierung von Steingärten bis zum Kauf von Lastenfahrrädern Diese freiwilligen Leistungen sind nur mit den hohen Gewerbesteuereinnahmen zu stemmen Zur Absicherung hat die Stadt 670 Millionen Euro „auf der hohen Kante“ Für die Entwicklung Walldorfs spiele aber nicht nur die SAP eine wichtige Rolle so Renschler Denn ohne die Familien des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp und des ehemaligen Vorstandsmitglieds Gerhard Oswald wäre selbst in Walldorf manches Projekt nicht so einfach zu verwirklichen gewesen Wie das „Haus am Kreisel“ das 2020 eingeweiht wurde Es beherbergt die Kleiderstube die Tafel und die „Plattform“ eine Beratungsund Begegnungsstätte für Obdachlose Oder die Seniorenwohnanlagen Hopp-Stift Iund II die die Dietmar-Hopp-Stiftung errichtete und der Astor-Stiftung schenkte „Die Mäzene sind für Walldorf sehr wichtig Für ihr Engagement sind wir sehr dankbar“ sagt Renschler Mit Bürgermeister Matthias Renschler auf Spurensuche in Walldorf Vieles wäre ohne die SAP nicht leistbar erklärt er Foto Helmut Pfeifer Eine der reichsten Kommunen im Land Die SAP ermöglicht Walldorf eine Reihe von Projekten Von Timo Teufert ANZEIGE www rheinneckarkreis de Europas größter Softwarekonzern mit Sitz in unserer Region feiert Geburtstag Wir gratulieren der SAP SE herzlich zum 50-jährigen Bestehen Landrat Stefan Dallinger und die Oberbürgermeister und Bürgermeister innen der 54 Städte und Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises 50 Jahre Erfolgsgeschichte