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Eine Königin wird 175 In der Paradedisziplin des Maschinenbaus ist keiner so erfolgreich wie Heidelberger Druck Von Barbara Klauß und Matthias Kros Der hochpräzise Druckmaschinenbau gilt als die Königsdisziplin des Maschinenbaus Und in dieser anspruchsvollen Branche gibt ein Traditionsunternehmen aus der Rhein-Neckar-Region den Ton an Die Heidelberger Druckmaschinen AG ist der weltweit führende Hersteller von Bogenoffset-Druckmaschinen eingebettet in umfangreiche Lösungen für die Printmedienindustrie Es dürfte nur wenige Druckereien geben die sich keine Maschine „made in Wiesloch“ wünschen der Heimat der weltweit größten Druckmaschinenfabrik Entsprechend stolz ist auch heute noch jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter der hier für die „Schnellpresse“ schafft Auch weil Heidelberger Druck über eine enorme Tradition verfügt Das am 11 März 1850 als Glockengießerei in Frankenthal gegründete Unternehmen zählt zu den ältesten in der Rhein-Neckar-Region Alle Höhen und Tiefen hat der Maschinenbauer schon erlebt In den goldenen Jahren rund um die Jahrtausendwende machte Heidelberger Druck noch einen Umsatz von fünf Milliarden Euro und beschäftigte fast 25 000 Menschen Dann kamen die Digitalisierung und die Finanzkrise Heute liegt der Jahresumsatz bei der Hälfte die Belegschaft schmolz auf nur noch 9500 Auch in diesen Wochen läuft wieder ein Sparprogramm bei dem weitere 450 Arbeitsplätze im Stammwerk entfallen werden Doch so schmerzlich jede Restrukturierung auch war so hat es die Kolleginnen und Kollegen doch auch zusammengeschweißt „Krisenerprobt“ – so beschreibt beispielsweise Ralph Arns Vorsitzender des Betriebsrats daher die Mitarbeitenden nach all den schwierigen Jahren Wenn es darauf ankam haben bei Heidelberger Druck immer alle zusammengehalten Diese Loyalität der Beschäftigten aber auch die besondere Kultur des Unternehmens und die Wertschätzung durch die Kunden hat auch der neue Vorstandsvorsitzende Jürgen Otto gleich erkannt Heidelberger Druck sei „ein fantastisches Unternehmen das fantastische Fähigkeiten entwickelt hat“ sagt er im Interview zum 175 Geburtstag Und die sollen auch in Zukunft Erfolg bringen In die Karten spielen dürfte Otto beispielsweise der weltweit wachsende Verpackungsdruck Denn er sollte Investitionen in entsprechende Druckmaschinen nach sich ziehen Zudem will das Unternehmen unter dem neuen Vorstandschef sein Angebot im wachsenden Markt der „Green Technologies“ weiter ausbauen Dazu gehören Schlüsselbereiche wie der hochpräzise Anlagenbau die Automobilindustrie oder neue Wasserstofftechnologien Ein erster Prototyp eines Elektrolyseurs im Bereich Wasserstoff wird im Sommer fertiggestellt Ziel ist es mit Kunden Anwendungsund Technologiepartnern sowie Lieferanten an der Weiterentwicklung zu einem marktreifen System für die industrielle Herstellung von Wasserstoff zu arbeiten und dieses zu industrialisieren Und in der Elektromobilität will Heidelberger Druck mit der eigenen Marke mit Amperfied mittelfristig eine Position unter den führenden Systemanbietern von Ladelösungen für Unternehmen und öffentliche Bereiche in Europa einnehmen Gründe um zum Geburtstag zu gratulieren gibt es also genug Auf die nächsten 175 Jahre Heidelberger Druck Führen die Heidelberger Druckmaschinen AG v l Tania von der Goltz Finanzen Jürgen Otto Vorsitz und David Schmedding Technologie und Vertrieb Foto Heidelberger Druck Amstetten Herstellung von Gussteilen externes Kundengeschäft 847 Beschäftigte Weiden in der Oberpfalz lexodruck 19 Beschäftigte Brandenburg an der Havel Fertigung vonmechanischen Teilen für Druckmaschinen externes Kundengeschäft 388 Beschäftigte Shanghai Qinpu China Montage von Klein-Mittelund Großformatmaschinen Kundendemocenter 550 Beschäftigte St Gallen Schweiz Entwicklung und Produktion von Etikettendruckmaschinen Gallus-Gruppe 280 Beschäftigte Kiel Entwicklung vonWorkflow-Systemen und Software 95 Beschäftigte Wiesloch-Walldorf Produktion von Druckmaschinen undWallboxen externes Kundengeschäft F E Verwaltung Ausbildungsund Kundenzentrum 3978 Beschäftigte Heidelberg Rechtlicher Unternehmenssitz keine Beschäftigten Langgöns-Oberkleen Entwicklung und Produktion von Etikettendruckmaschinen Standort der Gallus-Gruppe 157 Beschäftigte Ludwigsburg Produktion von Falzmaschinen undMailingsystemen F E 139 Beschäftigte Sidney Ohio USA Produktion von Eindrucklösungen Falzmaschinen und Insertern Entwicklung und Vertrieb 15 Beschäftigte Quelle Unternehmensangeben Stand 31 12 202 Karte getty Grafik RNZ weltweit F 1 1 Wie funktioniert eine Druckmaschine? „Wat is’n Dampfmaschin‘?“ fragte vor 80 Jahren Professor Bömmel in Heinz Rühmanns Filmklassiker „Die Feuerzangenbowle“ – „Wat is’n Offset-Druckmaschin‘?“ könnte man da leicht abgewandelt fragen – Hier kommt eine Antwort Von Klaus Pfenning Wer in einem Synonym-Wörterbuch nach dem Verb „drucken“ sucht der findet als erstes den Begriff „stempeln“ Was richtig ist und doch nicht ganz Jeder kennt Stempel schon als Kind haben die meisten einen Kartoffelstempel gebastelt Das Prinzip ist einfach druckende und nichtdruckende Teile liegen auf verschiedenen Ebenen Der druckende Teil ist hervorgehoben nimmt die Farbe auf und gibt sie im nächsten Schritt an den Bedruckstoff wieder ab Bei einer Offset-Druckmaschine ist das nicht ganz so einfach Druckende und nichtdruckende Teile liegen hier auf einer gemeinsamen Ebene Aber wie kann das sein? Gedruckt wird außerdem nicht mit der Druckplatte selbst sondern mit einem Gummituch Alles ziemlich verwirrend? Der Reihe nach Der Begriff Offset stammt aus dem Englischen und leitet sich von set off ab was so viel bedeutet wie absetzen Offset ist also „abgesetzt“ Historisch betrachtet ist der Offsetdruck eine Weiterentwicklung des 1796 von Alois Senefelder in München erfundenen Steindrucks auch Lithografie genannt Heute ist das Verfahren die qualitativ hochwertigste und weltweit am meisten verbreitete Drucktechnologie für den Bücher-Zeitschriften-Werbeund Verpackungsdruck Auf Offsetmaschinen entstehen weltweit Druck-Erzeugnisse im Wert von mehreren hundert Milliarden Euro im Jahr Am Anfang des Prozesses steht eine etwa 0 3 Millimeter dicke Druckplatte aus eloxiertem Aluminium Diese Oberfläche könnte Farbe annehmen mit ihr könnte manalsoeinevolleFlächebedrucken Will man ja aber nicht Teile die nicht druckensollen werdenbeiderBelichtungder Platte mithilfe von Lasertechnik so behandelt dass sie Feuchtigkeit aufnehmen können Zum Beispiel Wasser Der nichtbelichtete Teil kann das nicht Jetzt wird es ein bisschen kompliziert „Oppjepass Jungs“ würde Professor Bömmel jetzt zu seiner Klasse sagen Damit sie drucken können sind die Platten auf einen rotierenden Zylinder aufgespannt In einem ersten Schritt wird ein kleines bisschen Wasser auf die Platten aufgebracht Zur Erinnerung die nichtdruckenden Teile der Platte nehmen dieses an die druckenden nicht Die Feuchtigkeit wiederum verhindert bei der nächsten Rotation dass dieser Teil der Platte Farbe annehmen kann Der trockene Teil jedoch kann das Die einfache Erklärung Druckfarben enthalten Öl – und Wasser und Öl stoßen sich bekanntermaßen ab Im Offset-Druck werden heute ganz überwiegend Farben auf der Basis umweltfreundlicher Pflanzenöle verwendet Farbe auftragen oder keine Farbe auftragen das ist hier die Frage Zwischentöne gibt es nicht Ganz schön kompliziert also – und doch irgendwie physikalsichchemisch logisch Professor Bömmel würde jetzt fragend in seine Lümmelklasse schauen „Habt da dad verstanden…?“ Nächster Schritt die rotierende Druckplatte gibt die aufgetragene Farbe an einen anderen mit einem speziellen Gummituch überzogenen Zylinder wieder ab Die Farbe wir also von der Platte abgesetzt set off – der Offsetdruck ist geboren Durch dieses Prinzip verschleißt die Druckplatte selbst bei hohen Auflagen so gut wie nicht Mit dem Gummituch lassen sich neben Papier und Karton auch andere Materialien bedrucken etwa Folien oder Bleche Jeder Farbdruck besteht aus mindestens vier unterschiedlichen Farben Cyan Blau Magenta Rot Gelb und Schwarz Da jede Druckplatte bzw jedes Gummituch nur eine einzelne Farbe drucken kann durchläuft ein Papierbogen mindestens vier Druckwerke Gedruckt werden ganz überwiegend feinste farbige Rasterpunkte die für das menschliche Auge nicht erkennbar sind Erst in ihrer Kombination werden sie im Gehirn zu einem Bild zusammengesetzt Kommen zu den vier Standardfarben auch noch Schmuckfarben hinzu – für einen Prospekt etwa die Hausfarbe des werbenden Unternehmens – braucht es ein weiteres Druckwerk Das Gleiche gilt wenn zusätzlich ein farbloser Lack aufgetragen werden soll oder eine Spezialfarbe etwa mit einem Metallic-Effekt Auch für eine Prägung des Bedruckstoffs braucht es ein eigenes Druckwerk Soll in einem Durchlauf auch gleich noch die Rückseite des Bogens bedruckt werden besitzt die Maschine eine Bogenwendung – und die Zahl der Druckwerke verdoppelt sich Die größte jemals hergestellte Bogenoffset-Druckmaschine besitzt nicht weniger als 20 Werke und ist 42 Meter lang Sie ist fast möchte man sagen natürlich eine Heidelberg Der gesamte Druckund Veredelungsprozess geschieht mit größter Präzision und in rasender Geschwindigkeit Die modernsten Heidelberg-Maschinen bedrucken 21 000 Papierbogen pro Stunde oder umgerechnet fast sechs pro Sekunde Der Bau von Offset-Druckmaschinen gilt auch deswegen als die Königsdisziplin im Maschinenbau Besonders anspruchsvoll ist die hochexakte Führung des Papierbogens der mit einer Geschwindigkeit von gut 20 Kilometern pro Stunde durch die Maschine flitzt Die kleinste Abweichung bei der Bogenführung würde bedeuten dass die Rasterpunkte nicht exakt dort gedruckt werden wo sie es eigentlich sollten Die Folge wäre eine erkennbar schlechtere Bildwiedergabe Die hohe Geschwindigkeit im Druckprozess führt aber zur nächsten Herausforderung wenn jede Sekunde sechs Bogen die Maschine verlassen kann die Druckfarbe kaum vollständig getrocknet sein Damit sich die fertigen und übereinander gelegten Bogen nicht gegenseitig verschmutzen oder zusammenkleben werden sie mit einer dünnen kaum sichtbaren Puderschicht überzogen Bei Drucken mit UV-Farben die eine besonders brillante Wiedergabe ermöglichen trocknen die Bogen dank spezieller UV-Lampen blitzschnell durch „Dat also is’n Offset-Druckmaschin‘ “ würde Professor Bömmel jetzt hoffentlich erfreut feststellen Offset – die Königsdisziplin des Maschinenbaus eben „Intellistart 3“ sorgt für vollautomatische Auftragswechsel KIgestützte Assistenzsysteme reduzieren manuelle Eingriffe Alle Informationen für eine autonome Produktion sind am Leitstand verfügbar Mit Hochleistungskameras prüft„Prinect Inspection Control 4“ jeden Bogen Fehlerhafte Bögenwerdenmarkiert und entfernet Das Pushtostop-Lackierwerkwechselt Lackplatten Rasterwalzen und Lack vollautomatisch aus „Hycolor Assistant“ analysiert das Druckbild und legt die Einstellungen fest bevor der erste Bogen eines Auftrags läuft 1 2 3 4 5 6 Speedmaster XL 106 Eine Speedmaster XL 106 von Heidelberger Druckmaschinen in Aktion Allein schon die Größe ist beeindruckend Foto Heidelberger Druck QR-Code scannen und sehen wie eine Druckmaschine funktioniert 1 2 3 4 5 6 175 JAHRE HEIDELBERGER DRUCK 2 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 58 Dienstag 11 März 2025