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Seit Juli 2024 steht Jürgen Otto an der Spitze der Heidelberger Druckmaschinen AG Die Geschichte des Unternehmens betrachtet er als Ansporn Heideldruck in eine erfolgreiche Zukunft zu führen > Herr Otto es gibt die Heidelberger Druckmaschinen seit 175 Jahren Wie lange wird es sie denn noch geben? Heidelberg ist ein fantastisches Unternehmen das herausragende Fähigkeiten entwickelt hat Und die werden auch in Zukunft Erfolg bringen Außerdem haben wir kompetente Mitarbeitende eine hoheLoyalität einebesondereKulturund eine große Wertschätzung der Kunden in der ganzen Welt All das wird uns durch die nächsten Dekaden tragen > Nun wird oft gesagt Druck sei in Zeiten der Digitalisierung tot Ist er tot? Sicher nicht Natürlich ergeben sich Veränderungen im Markt – zum Beispiel vom Offsetdruck Richtung Digital und auch von Akzidenz Richtung Verpackung Aber wir geben mit unserer Wachstumsstrategie eine Antwort darauf Wir haben eine Kooperation mit Canon geschlossen wir haben neue Schwerpunkte gesetzt beim Verpackungsdruck und im Servicebereich Durch das Wachstum der Menschheit und den steigenden Lebensstandard ergeben sich global neue Geschäftsmöglichkeiten Wir sind sehr zuversichtlich > Sie sind noch immer Weltmarktführer für Bogenoffset-Druckmaschinen Damit werden etwa Broschüren Zeitschriften Flyer gedruckt also Printmedien Dieser Markt schrumpft jedoch seit Jahren Trotzdem wollen Sie weiter wachsen Wie soll das gehen? Die Schrumpfung bei Printmedien bewegt sich im einstelligen Prozent-Bereich Das Wachstum bei Papierverpackungen ist größer Viele Kunden produzieren heute schon mit unseren Bogenoffsetmaschinen hauptsächlich für den Verpackungsdruck Das ist ein Wachstumsmarkt und den haben wir im Fokus Auch neue Maschinen die wir konzipieren wie die etwa die Boardmaster sind spezifisch abgestellt auf Anwendungen für den Verpackungsdruck – zum Beispiel für die Pommestüte oder die Verpackung fürs Sixpack Das ist ein attraktiver Massenmarkt den wir mit unseren Maschinen bedienen können Der Verpackungsbereich trägt heute ja schon mit über 50 Prozent zu unserem Geschäft bei Und er wächst weiter Das macht uns daher sehr zuversichtlich dass wir auch im Kerngeschäft vor allem international und mit der neuen Jetfire auch im industriellen Digitaldruck wachsen werden Und zusätzlich erschließen wir weitere Gebiete neben dem klassischen Druckmaschinenbau > Sie wollen das Industriegeschäft ausbauen – also kurz gesagt Ihre Anlagen und die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeitenden Unternehmen aus anderen Industrien zur Verfügung stellen und für diese Teile fertigen Über die letzten Jahrzehnte wurden immer wieder neue Ideen gefordert – und es gab durchaus Ansätze Etwa Ladeboxen für E-Autos oder gedruckte Elektronik Die große Wende hat das alles nicht gebracht Was ist denn jetzt anders? Die Zeiten haben sich geändert Geound wirtschaftspolitisch steuern wir durch zum Teil große Veränderungen Was es immer schwieriger macht auch im Geschäft mit Druckmaschinen ist der Standort Deutschland Wir haben einfach zu hohe Standortkosten – und das hängt vor allem an den hohen Personalkosten Wir können auf den Weltmärkten nicht punkten mit den höchsten Löhnen dem längsten Urlaub den niedrigsten Arbeitszeiten und dem höchsten Krankenstand Das funktioniert einfach nicht Außerdem haben wir ein Energiekostenund ein Steuerproblem Bei Heidelberg sind wir das Kostenproblem mit klaren Maßnahmen angegangen – das ist in der Vergangenheit nicht so konsequent geschehen > Haben Sie also das Gefühl es gebe ein Problem mit der Leistungsbereitschaft hierzulande? Teilweise ja Das betrifft aber nicht die Mehrzahl In der Grundgesamtheit ist der Leistungswille erkennbar Er muss aber auch von der Führung eingefordert und gesteuert werden Ich bin sehr froh dass wir eine Belegschaft haben die wenn es gilt auch zusammenrückt Das haben wir zuletzt gemerkt wo wir quasi unter Volllast fahren Wir arbeiten in der Fabrik 40 Stunden wir geben wirklich Vollgas um diese Leistung gemeinsam zu erbringen In Summe müssen die Mitarbeitenden künftig mehr geben als nehmen wenn wir unseren Wohlstand halten wollen > Sie haben gesagt die Personalkosten sind in der Vergangenheit nicht so konsequent angegangen worden Definitiv > Nun gab es über die letzten 25 Jahre bereits etliche Sparmaßnahmen Dabei sind auch immer wieder Stellen abgebaut worden Um die Jahrtausendwende hatte Heidelberger Druck noch 25 000 Beschäftigte inzwischen sind es noch 9500 weltweit Hier am größten deutschen Standort in Wiesloch-Walldorf sind es derzeit nur noch 4000 Und mit dem Sparprogramm das Sie gerade aufgelegt haben wird es runtergehen auf 3500 in den nächsten drei Jahren Was ist jetzt der Unterschied zu früheren Programmen? Es gibt zwei große Unterschiede Zum einen gibt es Wachstumsoptionen weltweit Aber die Märkte haben sich verlagert Unseren Produktionsstandort in China etwa gab es vor 25 Jahren noch gar nicht Heute ist China ein sehr großer Markt für uns auch ein Produktionsmarkt Insgesamt beschäftigen wir dort in Vertrieb Service und Produktion über 1000 Mitarbeitende Der zweite Unterschied ist mit Blick auf die Einsparprogramme dass wir die Maßnahmen gemeinsam mit dem Führungsteam und ohne Berater umsetzen Außerdem binden wir Gewerkschaft Betriebsrat und Mitarbeitende in die Diskussion aktiv ein wofür wir unsere Personalkosten in Summe künftig ausgeben > Das gab es mit „Heidelberger Weg“ 2010 schon einmal diese enge Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern Ist Ihnen das wichtig? Ja natürlich ist das wichtig Vielleicht ist das in den letzten Jahren zu kurz gekommen Aber ich denke jetzt sind wir wieder auf Augenhöhe und diskutieren wie wir gemeinsam nach vorne kommen – übrigens an allen Standorten Und wir bekommen vor allem sehr gutes Feedback von den Mitarbeitenden die die Entschlossenheit spüren Maßnahmen auch wirklich umzusetzen Mehr machen als reden das ist jetzt erkennbar > Mit den 3500 Beschäftigten die es hier künftig noch geben soll ist damit die Schwelle erreicht bei der sie sagen würden damit kann der Standort auf lange Sicht gut funktionieren? Garantien kann niemand dauerhaft geben Das hängt von der Investitionsbereitschaft der Kunden und unserer Performance ab Und Wir müssen Leistungen erbringen die auf dem Weltmarkt verkaufbar sind Das ist der Anspruch > Sie haben neben dem großen Produktionsstandort hier auch einen in China Dort produzieren Sie hauptsächlich Druckmaschinen für den asiatischen Markt Immer wieder gab es die Sorge es könnte Produktion dorthin abwandern Wie wird sich dieses Gewicht weiter verschieben? China ist für uns ein hochattraktiver Markt WereinWeltmarktführerseinwill muss auch den dortigen Markt beherrschen Wir haben den großen Vorteil dass wir lokal produzieren Unsere Beschäftigten haben das mittlerweile auch verstanden Das ist keine Gefahr das ist ein echter Vorteil Wir generieren in China Wachstum – und Wachstum ist immer positiv auch für den hiesigen Standort Natürlich werden wir die Balance zwischen den Standorten aussteuern auch vor dem politischen Hintergrund Aber erst einmal müssen wir die Chancen dort realisieren > Eine der Fragen ist aber Wird dieses Werk irgendwann nicht mehr hauptsächlich für Asien produzieren sondern werden von dort Maschinen verstärkt in andere Teile der Welt gehen? Wir müssen abwarten was geopolitisch passiert – ob und welche neuen Zölle kommen und wie sich die Wettbewerbsfähigkeit entwickelt Dann können wir eine Balance herstellen zwischen dem was in China produziert wird und was hier In Summe sind beide Produktionsstandorte wichtig > Und wie geht es mit dem Standort hier weiter? „Wir sind sehr zuversichtlich“ Heideldruck-Chef Jürgen Otto sieht beim Unternehmen trotz der Krisen der vergangenen Jahre ein großes Potenzial Von Barbara Klauß Jürgen Otto ■ Jürgen Otto geboren 1964 in Würzburg hat in seiner Heimatstadt Betriebswirtschaftslehre studiert Karriere gemacht hat er in der Automobilbranche Den Zulieferer Brose führte er über ein Jahrzehnt und verdoppelte den Umsatz Den Elektronikspezialisten Dräxlmaier strukturierte er neu Nach einer kurzen Zeit als Berater holte man Otto zum insolventen Autozulieferer Borgers Zuletzt war Otto gut ein Jahr lang Chef des kriselnden Modekonzerns S Oliver Geholt worden war er auch dort um das Unternehmen zu sanieren Diesen Job bezeichnete er später als Freundschaftsdienst für den Gründer Bernd Freier Mit Sparmaßnahmen gelang es Otto den Verlust des Modekonzerns einzudämmen Den Chefposten bei Heidelberger Druckmaschinen übernahm Otto im Juli 2024 Beschrieben wird Otto als Teamplayer als innovativer Analytiker und Manager mit großen Erfahrungen in Familienunternehmen Bestellt ist er bis zum 30 Juni 2027 Seit vergangenem Sommer Chef der Heidelberger Druckmaschinen und voller Zuversicht fürs Unternehmen Jürgen Otto Fotos Heidelberger Druckmaschinen Herzlichen Glückwunsch zum 175-jährigen Bestehen Heidelberger Druckmaschinen Als Weltmarktführer mit vielen bahnbrechenden Innovationen hat das Unternehmen unsere Region positiv geprägt und den Namen Heidelberg in die Welt getragen Heidelberger Druckmaschinen steht exemplarisch für die Stärke des deutschen Maschinenbaus „Made in Germany“ als Garant für Höchstleistungen in Präzision und Effizienz Wir gratulieren zu dem beeindruckenden Jubiläum und wünschen viel Erfolg sowie viele weitere Jahre voller Innovationen und dauerhaftem Wachstum „ Manfred Schnabel Präsident IHK Rhein-Neckar bewerb bot niedrigere Preise und lange Zahlungsziele Die Verantwortlichen in der Geschäftsleitung wechselten häufig Obwohl die beiden Vorstände die Produktion mit neuen Werkzeugmaschinen rationalisierten hielt der negative Trend an Während im Jahr 1900 noch Aufträge für einen Zeitraum von vier bis fünf Monaten vorlagen ging die Nachfrage ein Jahr später laut Unternehmenschronik dramatisch zurück Die Firmenleitung baute die Belegschaft von 400 auf 220 ab und kürzte die Löhne um zehn Prozent > 1901 Die Krise zwang die Hauptversammlung 1901 das Aktienkapital von einer Million auf 400 000 Mark zu reduzieren In einem zweiten Schnitt wurde das Kapital 1903 sogar im Verhältnis 20 1 auf nur noch 20 000 Mark zusammengelegt um anschließend durch die Ausgabe von 580 neuen Aktien auf 600 000 Mark erhöht zu werden Im Rahmen dieser Transaktion übernahmen die Bankhäuser Rheinische Creditbank in Mannheim und die Bank für Handel und Industrie in Darmstadt die Kapitalmehrheit Zusammen mit dem Bankhaus Wingenroth Scherr Co hielten sie nun 99 Prozent der Anteile > 1905 Die Hauptversammlung beschloss das Unternehmen in „Schnellpressenfabrik Aktiengesellschaft Heidelberg“ umzubenennen Der Traditionsname „A Hamm“ wurde gestrichen Die wirtschaftliche Lage blieb instabil Zwar stieg der Umsatz 1905 dank höherer Exporte um rund zehn Prozent ein Jahr später litt das Unternehmen jedoch schon wieder unter sinkenden Erträgen Gestiegene Löhne höhere Materialpreise und lange Zahlungsziele für die Kunden drückten auf die Rentabilität > 1911 In den folgenden Jahren setzte sich diese negative Entwicklung wegen steigender Kosten bei anhaltendem Überangebot und fallenden Verkaufspreisen fort 1911 mussten Banken auf Forderungen in Höhe von 900 000 Mark verzichten um das Unternehmen zu erhalten 1913 gewährten sie noch einmal einen Schuldenerlass von 280 000 Mark Hauptursachen für die Krise waren laut Unternehmenschronik eine unwirtschaftliche Produktion und veraltete Produkte Die Angebotspalette umfasste rund 90 Typen und Varianten Mit dieser Produktvielfalt sei die noch weitgehend manuelle Fertigung überfordert gewesen heißt es Werkmeister Martin Nieder der 1895 bis 1945 für das Unternehmen gearbeitet hatte wird in der Chronik so zitiert „Trotz der ewigen kostspieligen Versuche wurden unsere SchnellpressenimaltenStilweitergebautundnicht den Neuerungen der Konkurrenz angepasst “ Erst als die neu entwickelte Flachsatz-Rotationsmaschine „Heureka“ ins Angebot aufgenommen wurde ging es langsam bergauf Nach einer Unterbrechung während des Ersten Weltkriegs wurde sie wieder produziert musste ab 1924 aber dem neuen Tiegeldruckautomaten Platz machen Damit führte die Schnellpressenfabrik über Jahrzehnte den Markt an und belieferte Druckereien in aller Welt Der „Heidelberger Tiegel“ begründete das Renommee des Unternehmens und sorgte für Umsatz und Ertrag so die Chronik > 1914 Nach Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 brach der Markt für Druckmaschinen zusammen Die Schnellpressenfabrik Heidelberg musste ihre Produktion fast vollständig stilllegen und den Großteil der Beschäftigten sofern nicht bereits zum Militärdienst eingezogen entlassen > 1915 Ab diesem Jahr übernahm das Unternehmen laut Chronik Rüstungsaufträge und bearbeitete auf seinen Drehbänken im Mehrschichtbetrieb Granatrohlinge Vor allem Frauen Lehrlinge und ältere Männer leisteten während der Kriegsjahre die Arbeit Die Rüstungsaufträge verbesserten jedoch die wirtschaftliche Situation Der 1921 vorgestellte Tiegeldruckautomat mit 3000 Bogen pro Stunde Druckleistung 175 JAHRE HEIDELBERGER DRUCK 4 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 58 Dienstag 11 März 2025