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und trugen wesentlich dazu bei dessen Fortbestand langfristig zu sichern > 1930er Das Unternehmen setzte voll auf den Aufschwung vor allem im Export der mehr denn je zur tragenden Säule des Geschäfts geworden war > 1935 In Deutschland machten sich die politischen Maßnahmen des NS-Regimes bemerkbar So führte die „Anordnung zur Wahrung der Unabhängigkeit des Zeitungsverlagswesens“ zur systematischen Liquidierung privater und nicht systemkonformer Verlage Hinzu kam eine „Marktregulierung im graphischen Gewerbe“ Im Inland ging der Absatz von Tiegeldruckautomaten um mehr als ein Viertel zurück im Ausland stieg er jedoch um fast ein Drittel Den NS-Wirtschaftspolitikern kam das gerade recht erwirtschaftete das Unternehmen dadurch doch dringend benötigte Devisen > 1938 GeradeindenUSAmachtesich ein politisch bedingter Absatzrückgang bemerkbar Boykottmaßnahmen gegen deutsche Produkte als Reaktion auf die Innenund Außenpolitik der NS-Diktatur und ein um 25 Prozent erhöhter Zoll auf deutsche Waren ab April 1939 brachten die New Yorker Tochtergesellschaft in die roten Zahlen Insgesamt ging die Zahl der im Ausland verkauften Maschinen 1938 um ein Viertel zurück > 1939 Am 1 September begann mit dem Überfall Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg Das hatte auch Auswirkungen auf die Schnellpressenfabrik Obwohl sie im Sommer noch Aufträge für rund 900 Tiegel und 300 Zylinderdruckautomaten in den Büchern hatte konnte sie einen Großteil davon nicht mehr ausführen Zunächst kam der Export zum Erliegen dann brach auch der Inlandsmarkt zusammen infolge der verschärften Kontingentsbestimmungen für Eisen Stahl und andere Metalle Da Buchdruckmaschinen für die Kriegswirtschaft nicht wichtig waren wurde das Material nicht bewilligt > 1939 Das Unternehmen wurde mehrheitlich von der Mannheimer Rheinelektra übernommen Der Vorstandsvorsitzende der Schnellpressenfabrik Hubert Sternberg suchte einen Ersatz für die bisherige Produktion Er wollte vermeiden dass seien Facharbeiter zum Einsatz in Rüstungsbetrieben abgezogen wurden wie es in der Unternehmenschronik heißt Daher habe er sich vorrangig um Aufträge für Drehbänke bemüht „Dank der Kenntnisse in der Fließfertigung von Druckmaschinen konnte die Schnellpressenfabrik als erstes Unternehmen in Deutschland auch Drehbänke am Fließband herstellen “ Parallel trieb Sternberg die Produktion von Druckmaschinen weiter voran um den technischen Vorsprung der Konkurrenz gegenüber nicht zu verlieren > 1940 Bis 1941 konnte das Unternehmen noch rund 1500 Tiegel bauen und ins neutrale Ausland liefern Ab 1942 aber war es mit der Herstellung von Druckmaschinen erst einmal vorbei Ab diesem Zeitpunkt wurden auch immer mehr Mitarbeiter zur Wehrmacht eingezogen An ihre Stelle in der Fabrik traten vermehrt Frauen > 1943 Der Schnellpressenfabrik wurden französische und sowjetische Kriegsgefangene sowie so genannte Ostarbeiter zugewiesen „die in der Sowjetunion zwangsweise rekrutiert worden waren“ heißt es in der Unternehmenschronik Im Durchschnitt der Jahre 1943 44 waren demnach knapp ein Viertel aller Beschäftigten der Schnellpressenfabrik ausländische Arbeiter oder Kriegsgefangene „Über die Lebensund Arbeitsbedingungen der ausländischen Arbeiter und Kriegsgefangenen ist kaum etwas bekannt“ heißt es in der Chronik „Ihre tägliche Arbeitszeit in der Fabrik betrug zwölf bis dreizehn Stunden “ Untergebracht gewesen seien sie in Sälen verschiedener Gasthäuser Heidelbergs > 1945 Am 30 März marschierten amerikanische Truppen in Heidelberg DasWerk in Heidelberg in den 1930er Jahren Foto Heidelberger Druck Streit um www heidelberg de Es war ein – aus heutiger Sicht – skurriler Streit den die Heidelberger Druckmaschinen in den 1990er Jahren mit der Stadt Heidelberg ausgefochten haben Bis vors Landgericht Mannheim ging die Frage wer im damals neuen Internet die Domain www heidelberg de nutzen dürfe Im Jahr 1995hatte dieHeidelberger DruckmaschinenAGgeplant Informationen über das Unternehmen im Internet zur Verfügung zu stellen und sich dafür die Domain „www heidelberg de“ gesichert Die zuständige Stelle überprüfte lediglich ob die Domain schon vergeben war – das war sie jedoch nicht Das Internet war damals noch derartiges Neuland dass es im Urteil des Landgerichts Mannheim aus dem Jahr 1996 heißt „Beim Internet handelt es sich um ein weltweites Datennetzwerk das dezentral aufgebaut ist und die Datenübermittlung von jedem beliebigen an das Netz angeschlossenen Rechner an jeden beliebigen anderen Rechner mit Netzwerkzugang ermöglicht “ Im Dezember 1995 wollte die Stadt Heidelberg sich die Domain „heidelberg de“ registrieren lassen – und erfuhr dass diese bereits vergeben war Sie sah eine Verletzung des Namensrechtes und klagte 1996 entschied das Landgericht Mannheim in einem wichtigen Urteil zum Domainnamensrecht dass der Heidelberger Druckmaschinen AG die Nutzung der Domain „heidelberg de“ untersagt werden könne da die Stadt Heidelberg ältere Rechte aus dem Namen „Heidelberg“ habe Seit diesem Urteil nutzt das Unternehmen nur noch die Domain „heidelberg com“ die Stadt „heidelberg de“ Foto dpa Es begann mit einer Glockengießerei in Frankenthal Das Unternehmen wuchs rasant – Doch sorgte Streit um eine Kaiserglocke und Verunglimpfungen für Misstöne Von Barbara Klauß Das Jahr 1850 Die industrielle Revolution hat inzwischen auch Deutschland erreicht und sorgt für tiefgreifende Umwälzungen Im ganzen Land werden Unternehmen gegründet Auch im pfälzischen Frankenthal taten sich vier Männer zusammen um gemeinsam die Maschinenfabrik und Glockengießerei Hemmer Hamm Co zu betreiben Unter ihnen Andreas Hamm aus Zweibrücken damals 25 Jahre alt Gegründet worden war die Firma bereits 1844 von dessen Bruder Georg in der Zeit der Revolution 1848 49 war sie jedoch in finanzielle Schwierigkeiten geraten Hamm ein gelernter Glockengießer wird in der Unternehmenschronik als „ideenreicher vielseitiger Mechaniker“ mit „bemerkenswerter Tatkraft“ beschrieben Nach Differenzen mit seinen Partnern zog sich Andreas Hamm 1851 aus dem Unternehmen zurück und gründete seine eigene Firma die Glockengießerei Andreas Hamm mit angeschlossener mechanischer Fertigung Mit staatlicher Unterstützung erweiterte er bald seinen Betrieb in Frankenthal und stellte neben Glocken auch Gussund Schmiedeteile Mühlwerke und Dampfmaschinen her Wenige Jahre später Anfang der 1860er schloss sich der Druckmaschinen-Konstrukteur Andreas Albert mit Hamm zusammen Albert hatte sein Handwerk in der Druckmaschinenfabrik Koenig Bauer in Oberzell am Main gelernt Aus dieser Zusammenarbeit entstand schließlich die „Maschinenfabrik Albert Hamm“ Geschäftszweck „Fabrikation von Schnellpressen und sonstigen in Buchdruckereien verwendbaren Maschinen“ Maschinen in alle Welt Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten florierte das Geschäft der Maschinenfabrik In der Fachpresse hieß es damals innerhalb von zwei Jahren seien 44 Schnellpressen verkauft worden Die „Frankenthaler Zeitung“ wird in der Unternehmenschronik mit einem Bericht vom 7 Juni 1864 mit den Worten zitiert „Auffallend schnell hat dieses Geschäft sich einen sehr ausgebreiteten Ruf erworben der sich schon wet über Deutschland hinaus erstreckt hat So gehen in nächster Zeit Maschinen nach Odessa am Schwarzen Meer und nach Cherson in den Pontischen Steppen “ Zum Erfolg trugen demnach auch kleine Akzidenz-Handpressen bei die sich vor allem für den Druck Wechseln Rechnungen Weinoder Speisekarten eigneten Im Jahr 1868 wurde bereits die 100 Schnellpresse fertiggestellt Sie war für den Verleger Philipp Reclam in Leipzig bestimmt der schon fünf Maschinen aus Frankenthal bezogen hatte Auf der Maschine wurde ein Gedicht gedruckt dessen fünfte Strophe die Arbeitsteilung zwischen Albert und Hamm romantisierte „Mit des Kenners scharf geübtem Blicke Steht Herr Albert dem Geschäfte vor Und Herr Hamm neigt zu der beiden Glücke Seinen Wünschen stets ein offenes Ohr Mögen beide in vereintem Streben Noch recht lange froh und glücklich leben“ Doch der Schein der Harmonie trog wie es in der Chronik heißt Nur wenige Jahre nach diesen Reimen beendeten die beiden ihre Geschäftsbeziehung – und wurden Erzrivalen Streit um die „Kaiserglocke“ Grund für die Trennung war laut Unternehmenschronik wohl Hamms Absicht die riesige 27 Tonnen schwere „Kaiserglocke“ für den Kölner Dom zu gießen Denn trotz des Erfolgs im Druckmaschinenbau hatte Hamm die Glockengießerei weiter betrieben „Der prestigeträchtige Auftrag von Kaiser Wilhelm Ibot eine große Chance sich als Glockengießer einen Namen zu machen“ heißt es in der Chronik Zugleich sei er mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden gewesen das die Existenz der Firma hätte gefährden können In der Tat missglückte der Guss der schwersten Glocke Europas zunächst zwei Mal bevor es Hamm im Oktober 1874 im dritten Anlauf gelang einen einwandfreien bronzenen Glockenkörper herzustellen Erbitterter Konkurrenzkampf Während sich Hamm auf die Glocke konzentrierte baute sein Unternehmen weiter Schnellpressen Das führte zu einem erbitterten Konkurrenzkampf mit dem ehemaligen Partner Albert Über mehrere Jahre hinweg überhäuften sich die beiden der Unternehmenschronik zufolge in der Fachpresse mit Anschuldigungen und Verunglimpfungen Allen Angriffen zum Trotz gelang es Hamm eine konkurrenzfähige Produktpalette von Schnellpressen aufzubauen und sich mit seinen Maschinen am Markt zu etablieren 1890 bediente seine Firma rund 400 Kunden in Deutschland und Europa Sogar nach Indien und Ägypten verkaufte das Unternehmen seine Maschinen Die Hamm’sche Maschinenund Schnellpressenfabrik beschäftigte 1892 laut Chronik rund 160 Arbeiter fast 100 Werkzeugmaschinen und zwei Dampfmaschinen waren im Einsatz Andreas Hamm Foto Heideldruck Neben Druckmaschinen auch ein Motorrad Anfang der 1930er Jahre setzte das Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auf ein neues Produkt In den wirtschaftlich schwierigen Zeiten Anfang der 1930er Jahre erweiterte die Schnellpressenfabrik ihre Produktpalette – und produzierte das Stock-Motorrad Die Maschine ging laut Unternehmenschronik auf die amerikanische Marke „Evans“ zurück Es war ein leichtes Krad mit einem Zweitaktmotor von 119 Kubikzentimeter Hubraum und Kettenantrieb Ab 1931 wurde das Stock Motorrad in Heidelberg produziert Die Entwicklungsingenieure dort entwickelten ein robustes Leichtkraftrad mit Kardan-Antrieb Welle statt Kette das sich der Chronik zufolge schnell im Rennsport etablierte Die Schnellpressenfabrik bot die „Stock Extra“ die von der „Evans“ abgeleitet war demnach für 325 Reichsmark an Die stärkeren Kardan-Versionen kosteten zwischen 775 und 895 Reichsmark Allerdings ließen sich „in den schweren Zeiten solche Fahrzeuge schwer verkaufen“ heißt es in der Chronik „Trotz des guten Rufs des Stock-Kardan-Motorrads blieb der Absatz weit hinter den Erwartungen zurück “ Daher habe die Geschäftsleitung beschlossen die Fertigung zum Jahresende 1933 einzustellen Anzeige für das Stock-Motorrad Foto Heidelberger Druckmaschinen 175 JAHRE HEIDELBERGER DRUCK 6 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 58 Dienstag 11 März 2025