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Die Oma brachte sie zur „Schnellpresse“ Sabine Kolb aus Leimen hat über 40 Dienstjahre bei Heidelberger Druck absolviert und denkt noch nicht ans Aufhören – Von Gaby Booth Sabine Kolb freut sich auf das Frühjahr Dann bricht sie morgens von ihrem Wohnort in Leimen mit dem E-Bike auf um gut eine halbe Stunde später ihren Arbeitsplatz in Wiesloch zu erreichen Der liegt auf dem Firmengelände von Heidelberger Druck genau genommen im Gebäude 42 dem Verwaltungsgebäude „Im vergangenen Dezember hatte ich vierzigjähriges Jubiläum“ sagt die 56-Jährige die noch lange nicht ans Aufhören denkt In der Personalabteilung ist Sabine Kolb die rechte Hand von Melanie Jaklin der Personalchefin des Traditionsunternehmens Kolb gehört zum Stammpersonal des weltweit agierenden Konzerns Dabei sah es anfangs nicht so aus als ob ihr beruflicher Weg bei der „Schnellpresse“ tatsächlich ihre Bestimmung werden sollte Die Ausbildung war eine völlig neue Welt für die damals 16-Jährige Sich an die betrieblichen Gepflogenheiten zu gewöhnen das war nicht immer leicht „Von Teilenummern Baugruppen und Inventur hatte ich zuvor noch nie etwas gehört Und ab 9 15 Uhr grüßte man sich mit Mahlzeit “ erinnert sie sich „Als Schulabgängerin hat man ja keine richtige Vorstellung von der Berufswelt “ Eigentlich wollte die sportliche junge Frau die gerne Basketball spielte etwas Kreatives machen Goldschmiedin zum Beispiel Doch ihre Oma war „schuld“ dass die Jugendliche dann drei Jahre lang für die Prüfung zur Industriekauffrau büffelte Theorie in der Berufsschule Praxis im Werk der Schnellpresse Warum die Oma zur Ausbildung in der Druckmaschinen-Firma riet lag nahe Ihr Mann Opa von Sabine Kolb arbeitete im Konstruktionsbüro der Firma – bis zu seiner Rente Der Vater als Werkzeugmacher Warum also nicht auch Sabine die damals noch Hennrich hieß? Rückblickend ist die Leimenerin heute froh dass sie sich gefügt hat Denn „Die Ausbildung war gut und fundiert “ Dass sie ein paar Jahre später ihren Mann Ralf Kolb im Unternehmen kennen lernen würde – das war Zukunftsmusik Er steht altersbedingt kurz vor dem Ausscheiden aus dem Unternehmen war viele Jahre im Bereich Marketing tätig Und da ist noch Sohn Jannis der im dritten Lehrjahr eine Ausbildung zum Medientechnologen Druck macht Selbstverständlich auch bei HDM in Wiesloch Doch zurück zu Sabine Kolb Angefangen hat sie am 27 August 1984 Froh war sie nach den drei Jahren Blockunterricht als das tatsächliche Arbeitsleben begann Mit einem eigenen Arbeitsgebiet in der Kreditorenabteilung mit einem festen und unterstützenden Kollegenteam „Da war ich angekommen “ In dieser Abteilung gab es eine „hauseigene Kasse“ hierübernahmSabineKolbschon bald die Abrechnung für die Firmen-Monteure die weltweit unterwegs waren und nach ihrer Rückkehr ins Werk nach Heidelberg ihre Auslagen zur Erstattung vorlegten „Da waren manchmal koreanische oder südafrikanische Münzen in der Kasse“ erinnert sie sich schmunzelnd Die gesamten Reisekosten mussten berechnet und ausgezahlt werden Für Sabine Kolb „ein Superspaß“ diese verantwortungsvolle Aufgabe lag ihr Vor allem weil sie Kontakt mit sehr vielen Kollegen und Kolleginnen hatte Es folgte die Position als Direktionsassistentin von Wolfgang Schießl Rechnungswesen und Finanzen blieben weiter ihr Arbeitsbereich Dann wurde der Vertrieb ausgegründet in eine eigene Vertriebsgesellschaft die hieß Heidelberger Druckmaschinen Deutschland GmbH HDD und Sabine Kolb wurde Assistentin des Kaufmännischen Geschäftsführers immer noch in Heidelberg dann vorübergehend in einem Gebäude in Rohrbach-Süd Als Sohn Jannis 2002 geboren wurde folgten eineinhalb Jahre Elternzeit Anschließend war die dynamische junge Mutter in der Personalabteilung für die „Executive Betreuung“ zuständig Ihr Mann Ralf Kolb übernahm die nächsten eineinhalb Jahre Elternzeit und gehörte damit zu den fortschrittlichen Vätern im Betrieb Das Unternehmen orientierte sich Anfang der 2000er Jahre nach Osteuropa der Vertrieb dorthin expandierte und Sabine Kolb wurde Assistentin des Finanzchefs Dass Sabine Kolb ein Talent für die Organisation von großen Festen hat sogar ihr eigenes 40-jähriges Firmenjubiläum auf die Beine stellte gehört zu ihrem Portfolio Die Vorbereitung und Präsenz auf der Drupa in Düsseldorf die alle vier Jahre stattfindet ist Ehrensache Die nächste Messe in Düsseldorf als weltweit größtes Schaufenster der Druckindustrie im Jahr 2028 steht schon wieder auf der Agenda Ans Aufhören denkt die Leimenerin noch lange nicht Melanie Jaklin rechts ist Personalchefin Sabine Kolb langjährige Mitarbeiterin der Heidelberger Druckmaschinen Foto Rothe Groß größer Goertz – so könnte die Steigerungsformel lauten die das Gesamtwerk des in Angelbachtal-Eichtersheim lebenden Bildhauers Jürgen Goertz beschreibt Er hat ein Faible für Riesenformate beherrscht aber auch die filigrane Zeichenkunst Sein bekanntestes Werk in Heidelberg ist fraglos das 90 Tonnen schwere und 13 Meter hohe „S’Printing Horse“ vor der Print Media Academy PMA Seit der Eröffnung des einst von der Heidelberger Druckmaschinen AG in Auftrag gegebenen Gebäudes ziert der Dreibeiner aus Aluminium und Edelstahl den Glaskubus als Kunst am Bau Ein echtes Wahrzeichen für den gesamten Stadtteil Jedem der per Zug anreist und die gläserne Bahnhofshalle in Richtung Bergheim verlässt fällt die zur Jahrtausendwende vollendete Riesenplastik vor dem 50 Meter hohen Glasbau sofort ins Auge Seit dem Verkauf der Immobilie ruhen jedoch die beweglichen Teile der Pferde-Skulptur Auch angestrahlt wird sie derzeit nicht Schade Denn bei Nacht wirkten die ausgeklügelten BewegungsabläufedesPferdes inVerbindungmitden symbolkräftigen Lichteffekten besonders eindrucksvoll Nach Informationen des Künstlers wolle der Käufer der Print Media Academy die im Keller und im Pferdebauch befindliche Technik des „S’Printing Horse“ aber wieder in Betrieb nehmen „Das gehört sich auch so“ sagt Goertz im Gespräch mit der RNZ „Heidelberg will Europäische Kulturhauptstadt werden“ da solle man mit einem so markanten Wahrzeichen sorgsam umgehen Goertz’ Großplastiken – neben dem „S’Printing Horse“ schuf er noch etliche weitere Arbeiten im Stil des Phantastischen Realismus – zielen auf die schiere Überwältigung Doch beim zweiten Blick erkennt man sofort wie viel Hintersinn und welch feiner Verstand bei den kleinen Details seiner Arbeiten mitschwingen Nicht zu vergessen die Ironie Die ist für Jürgen Goertz essenziell Auch beim „S’Printing Horse“ Steht man davor entdecktmandieAnspielungenauf die Druckfarben Cyan Magenta und Gelb auf die animalische Kraft und auf den ganzen Hightech-Bereich des Druckprozesses Damit kontrastieren die kleinen Pferdefossilien mit denen das Riesenpferd auf dem Vorplatz kommuniziert Alles zusammen verweist auf die Dynamik unserer Arbeitswelt In Kürze feiert der Schöpfer der Skulptur seinen 86 Geburtstag in seinem Musenhof in Angelbachtal-Eichtersheim Jedes Gebäude jede Wand jeden Winkel und natürlich auch den parkartig angelegten Innenhof seines Refugiums hat Goertz mit seinen Arbeiten und denen seiner Frau Christa geschmückt Lauter Zeugnisse ihrer unbändigen Kreativität die Christa Goertz in einem eigenen Atelierhaus auslebt während sich Jürgen Goertz zum Arbeiten in die barocke Schlosskirche zurückzieht Das ehemalige Gotteshaus wurde zum Atelier umfunktioniert Es gehört zum weiträumigen Anwesen des Künstlerpaars Als Wohnhaus dient das ehemalige Rentamt der Freiherren von Venningen Die Sanierung der rechten Gebäudehälfte steht gerade vor der Vollendung „Das wird was richtig Schönes“ betont der Künstler Im Gebäudekomplex spukt noch gelegentlich der badische Rebell Friedrich Hecker herum auch dessen Aura dient dem Künstlerpaar als Inspirationsquell Hecker wurde 1811 im Rentamt geboren war dann eine Schlüsselfigur der Revolution von 1848 49 und emigrierte bald darauf in die USA Angelehnt an den Begriff des Maler-Fürsten kann man Goertz aufgrund seines Musenhofs getrost als Bildhauer-Baron bezeichnen Der 13 März 1939 an dem er in Posen geboren wurde ist für Goertz ein magisches Datum „Drei mal dreizehn ergibt neununddreißig Die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl lassen sich durch die beiden Primzahlen des Datums teilen Ist doch verrückt oder?“ Seine Mutter prophezeite ihm schon in jungen Jahren „Egal was du machst Jürgen du wirst es immer schaffen “ Später förderte sie seine künstlerischen Interessen Wer sich mit Goertz’ Werk auseinandersetzt stößt auf ironische Porträts prominenter Persönlichkeiten von Picasso bis zum Papst – und auf seine Pferdemotive Die Rösser waren für ihn von früher Kindheit an prägend „Wir sind 1945 mit 80 Pferden über die zugefrorene Weichsel gen Westen geflüchtet um uns vor der Roten Armee zu retten Nur noch mit elf Pferden kamen wir in Niedersachsen an “ Ohne die Tiere hätte die Familie nicht überlebt Wer diese Worte hört blickt mit anderen Augen auf das Heidelberger „S’Printing Horse“ auf den „Musengaul“ der fürs Badische Staatstheater Karlsruhe geschaffen wurde oder auf das „Rolling Horse“ vor dem Berliner Hauptbahnhof Als die Heidelberger Großskulptur errichtet wurde war Hartmut Mehdorn Vorstandsvorsitzender von Heideldruck „Aber Mehdorn hat das S’Printing Horse’ nicht in Auftrag gegeben“ eine Jury habe sich für den Entwurf stark gemacht betont Goertz Ganz ähnlich verlief das Verfahren beim „Rolling Horse“ für den Berliner Hauptbahnhof der 2006 eröffnet wurde als Mehdorn Chef der Deutschen Bahn war Jürgen Goertz hat meist für große Auftraggeber gearbeitet darunter auch Porsche oder die Galopprennbahn Iffezheim Im Laufe seiner langen Karriere wurden ihm etliche Professuren an Kunstakademien angeboten er hat sie aberalleabgelehnt „Ichwollte immerfrei sein für die Kunst “ Die Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg nahm er im Jahr 2004 dennoch gerne an verliehen wurde sie ihm vom ehemaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel Goetz’ Arbeiten waren und sind vielerorts in Deutschland zu sehen Auch über den großen Teich ist er schon mit ihnen gereist – nach Kanada Zu Heidelberg pflegt er aber eine ganz besondere Beziehung nicht nur wegen des „S’Printing Horse“ und seines Wohnorts im nahen Kraichgau sondern auch wegen seiner künstlerischen Beiträge in dem vom Land Baden-Württemberg für Veranstaltungszwecke wieder hergerichteten Gläsernen Saalbau des Heidelberger Schlosses Dort kann man eine ganze Reihe fein gearbeiteter Goertz-Plastiken an den neu eingebauten Stahlträgern des Glasdaches entdecken Dazu noch etliche weitere Arbeiten in diesem oder jenem Winkel des Baus So kam es dass der Bildhauer-Baron aus Angelbachtal-Eichtersheim zum kurfürstlich nobilitierten Schlossherren aufsteigen konnte Als Goertz im Corona-Jahr 2020 dann auch noch den Hortus Palatinus mit einer üppigen Retrospektive bespielen konnte ließ sich der Karlsruher „Musengaul“ nicht lumpen und zog für etliche Monate in den Dunstkreis des unten in der Stadt verweilenden „S’Printing Horse“ Denn Pferd und Pferd gesellt sich gern Mit einem Faible für Riesenformate Das „S’Printing Horse“ vor der Print Media Academy symbolisiert die Dynamik unserer Arbeitswelt – Geschaffen wurde die Pferde-Skulptur von Jürgen Goertz Von Volker Oesterreich 175 JAHRE HEIDELBERGER DRUCK 8 Rhein-Neckar-Zeitung Nr 58 Dienstag 11 März 2025